Heute und in den nächsten Tagen treten wir aus dem Rahmen der täglichen Schriftauslegungen heraus und behandeln ein spezielles Thema des geistlichen Lebens.
In meinem vierten sog. Balta-Lelija-Schreiben (es handelt sich um Texte, durch die ich Menschen eine Hilfestellung für den geistlichen Widerstand in antichristlichen Zeiten geben möchte), spreche ich über den Weg der Heiligkeit. Da wir Christen alle auf diesen Weg gerufen sind, der immer wieder in meinen täglichen Ansprachen oder in der geistlichen Lehre auf meinem Youtube-Kanal[1] zur Sprache kommt, möchte ich in den nächsten Tagen Auszüge aus diesem Schreiben verwenden und vertiefen. Es ist hilfreich, wenn wir einige Kenntnis über den Weg der inneren Verwandlung, der Herzensbekehrung, haben, um zu verstehen, wie Gott diejenigen umwandeln möchte, die sich ihm ganz anvertrauen.
Nach einer ernsthaften Bekehrung, die darin besteht, daß ich mit der Freiheit meines Willens Gott diene und mich von allen Wegen abwende, die unseren himmlischen Vater beleidigen könnten, geht es um die Umwandlung unseres Herzens. Nicht nur mein Wille soll ganz bereit sein, Gott zu dienen, sondern auch unser Herz soll in Liebe Gott anhangen, so daß er ‘die große Liebe’ unseres Lebens wird. Ihr sollen wir möglichst so folgen, wie es jene Engel tun, die dem Herrn treu geblieben sind. Sie vollziehen den Willen Gottes gerne, ganz und gleich.
In der klassischen geistlichen Lehre spricht man
von dem Weg der Reinigung,
dem Weg der Erleuchtung
und dem Weg der Vereinigung,
die man als Gläubiger zurückzulegen hat.
Der Schweizer Nationalheilige, Nikolaus von der Flüe (1417-1487) hat diesen Weg in einem Gebet sehr gut zusammengefaßt.
Herr, nimm alles von mir, was mich hindert zu Dir! (Weg der Reinigung)
Herr, gib alles mir, was mich fördert zu Dir! (Weg der Erleuchtung)
Herr, nimm mich mir und gib mich ganz zu eigen Dir! (Weg der Vereinigung)
Wenden wir uns zunächst dem Weg der Reinigung zu:
Hier gilt es einige Vorurteile auszuräumen.
Viele Menschen haben leider vor solch einem Weg zu Unrecht Angst und sind manchmal gar nicht bereit, sich von Gott durch solche Reinigungen führen zu lassen und entsprechend an ihnen mitzuwirken. Sie verstehen nicht, daß diese Reinigung notwendig und nichts anderes als ein Wirken der Liebe Gottes ist und fühlen sich davon gar bedroht oder ihrer Freiheit beraubt. Doch wie könnte unser liebender Vater uns bedrohen oder unserer Freiheit berauben, wenn uns Jesus bezeugt: “Nur der Sohn macht Euch frei?” (Joh 8,36).
Vielleicht hilft folgende Darlegung zum besseren Verständnis: Die innere Umwandlung des Menschen geschieht durch das Wirken des Heiligen Geistes. Dieser, der die Liebe zwischen Vater und Sohn ist, wird in unser Herz eingegossen (vgl. Röm 5,5) und verbreitet sein übernatürliches Licht. Es geschieht nun folgendes im Menschen:
- die Liebe zieht den Menschen an. Da der Mensch aus Liebe geschaffen, erlöst und vollendet ist, will er sich mit ihr vereinen.
- Sie trifft auf all das in uns, was dieser Liebe Gottes bisher noch nicht geantwortet hat: was dunkel und erstarrt ist, noch nicht richtig lebt, ungeordnet an sich selbst und an diese Welt gebunden ist. Kurz: auf alles was nun von dieser Liebe erweckt und befreit werden muß.
Der Heilige Geist lockt uns, seinen Einladungen zu folgen, ihn besser kennenzulernen und uns von all dem zu lösen, was der Entfaltung dieser Liebe zwischen ihm und uns im Wege steht. Da er uns nicht nötigt, sondern unsere Fähigkeit, die richtigen Entscheidungen zu fällen und ihnen zu folgen, achtet, ist nun der Mensch gefragt, bei diesem Loslösungsprozeß mizuwirken.
Zunächst muß er erkennen, was ihn noch daran hindert, auf die Liebe Gottes ganz antworten zu können.
Der Blick fällt zuerst auf den natürlich-sinnlichen Bereich.
Wenn ich dazu bereit bin, wird mich der Herr erkennen lassen, welche Bereiche mich zu stark an meine sinnliche Natur binden, welche übergewichtig sind, welche Leidenschaften mich noch beherrschen, welche Abhängigkeiten und Unfreiheiten mich noch stark binden.
In der Zusammenarbeit mit dem Heiligen Geist betreten wir, um die ersten Reinigungen bewußt zu vollziehen, nun den Raum der Askese.
[1] https://www.youtube.com/channel/UCvMK4MDIokwuNFxO65dVYng