Geistlich-seelische Heilung durch Gott – »Die Heilung des Unbewußten (I)«

Zunächst war es mir ein großes Anliegen, den so einfachen, klassischen Weg der Heilung des Menschen durch den wahren praktizierten katholischen Glauben transparent zu machen. Nun möchte ich mich noch einem Bereich zuwenden, der den bisherigen Rahmen dieser Reihe etwas sprengt.

Schon zu Beginn habe ich betont, daß zu diesem Heilungsprozeß der wahre Glaube gehört. Damit meine ich nicht nur, daß wir fragwürdige Heilmethoden aus dem esoterischen Bereich meiden sollten, sondern auch innerhalb der Kirche am überlieferten Glauben – frei von modernistischen Verformungen – festhalten sollten. Jede Art von Abweichung hat Konsequenzen, die den Heilungsprozeß verlangsamen oder verhindern. Im schlimmsten Fall verschlimmern sich unsere seelischen Verwundungen noch.

“Verkehrte Gedanken trennen von Gott” (Weish 1,3)

Zur Grundlage eines echten Heilungsprozesses gehört, die Heilige Schrift und die authentische Lehre, welche die Kirche im Auftrag Gottes vermittelt, aufzunehmen und zu befolgen. Auf diesem Weg dringt das Licht Gottes in unser Denken ein und ordnet es im Heiligen Geist. Dieses Licht ist wie der Strom eines klaren Wassers, das ohne jegliche Verschmutzung in unsere Seele fließt.

Wenn uns verkehrte Gedanken von Gott trennen, wie es das Wort aus dem Buch der Weisheit sagt, dann gilt dies auch für lehrmäßige Irrtümer. Sobald die klare Lehre verdunkelt, relativiert oder auf irgendeine Weise eingetrübt wird, kann sie ihre erleuchtende Kraft und Orientierung nicht mehr entfalten. Zwischen das Wirken des Heiligen Geistes und unser Denken schiebt sich eine Verfinsterung, die unsere Gedanken abseitsführen und verwirren will. Im schlimmsten Fall tritt auf die Dauer eine Verblendung ein. Der Seele wird ihre gute und bekömmliche Nahrung entzogen, und das Gift der falschen Lehre verbreitet seine Dunkelheit.

Was in Bezug auf die wahre Lehre gesagt wurde, gilt ebenso für die Moral. Solange wir den Zehn Geboten Gottes folgen, wie sie sich uns durch die Kirche deutlich aufschließen, bleibt unser Streben trotz aller Schwächen intakt und auf Gott ausgerichtet. Weichen wir jedoch von klaren moralischen Vorgaben ab, dann kommt unsere Seele auf Abwege und es besteht die Gefahr, daß sie in die Gefangenschaft der Sünde gerät.

All das, was ich in den letzten sieben Tagen als den klassischen Weg der Heilung auf dem Weg unseres katholischen Glaubens in Erinnerung zu rufen versucht habe, ist nur wirksam, wenn dieser nicht verfälscht wird. Das ist leider heute nicht mehr selbstverständlich. Deshalb habe ich in meinen Beiträgen immer wieder betont, daß wir uns an der Schrift und der authentischen Lehre der Kirche zu orientieren haben, um in einen solchen Heilungsprozeß eintreten zu können.

Ich möchte die Betrachtungen über den Weg der Heilung der Seele nicht abschließen, ohne eine Thematik anzusprechen, die ich in Exerzitien gerne ausführlicher behandle. Es ist der Weg der »Heilung des Unbewußten«. Er kann hier nur angedeutet werden, aber aufgrund seiner Bedeutung soll er doch kurz erläutert werden.

Der Herr ist der Heiland des ganzen Menschen. Seine heilende Liebe soll uns also bis in die letzten Tiefen unseres Seins durchdringen.

In den vorherigen Betrachtungen haben wir vor allem das angesprochen, was uns Menschen bewußt ist. Es gibt jedoch noch einen weiten Bereich in unserer Seele, der uns oft gar nicht oder nur halb bewußt ist. Es kann vorkommen, daß wir trotz all unserer Anstrengungen und unseres ehrlichen Bemühens, Gott nachzufolgen, bestimmte Probleme nicht richtig in den Griff bekommen, sodaß sie uns weiterhin bestimmen und unsere Freiheit beeinträchtigen.

Ich meine damit nicht bestimmte Leiden, wie sie der Herr beispielsweise dem heiligen Paulus gelassen hat (der »Stachel im Fleisch« (vgl. 2 Kor 12,7), damit er sich nicht überhebt), sondern innere Lähmungen, unbewußte Bindungen, noch wirksame Verletzungen und Verwundungen, die unsere Reaktion auf bestimmte Lebensumstände unheil werden lassen. In diesem Zusammenhang spreche ich gerne von Ketten, die uns im Unbewußten belasten oder auch binden.

Um es klar zu benennen: Ich meine nicht die üblichen Probleme, die wir aufgrund unserer gefallenen Natur und der Folgen unserer Sünden haben und die wir mit Gottes Gnade zu überwinden versuchen, sondern ich spreche von Belastungen, die uns in bestimmten Bereichen noch festhalten und uns nicht bewußt sind.

In der folgenden Betrachtung werde ich versuchen, dieses Thema anhand von Beispielen zu verdeutlichen.

Betrachtung zum Tagesevangelium: https://elijamission.net/die-schule-der-demut-3/#more-12479

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