203. Kleine Vaterbetrachtung
“Herr, stelle eine Wache vor meinen Mund, behüte das Tor meiner Lippen!” (Ps 143,3)
Wie anders wäre es, wenn jeder dieses weise Gebet sprechen und danach handeln würde! Wie viel Leid bliebe den Menschen erspart und welch große Fortschritte könnte es im geistlichen Leben geben!
“Mancher Leute Gerede verletzt wie Schwertstiche, die Zunge der Weisen bringt Heilung.” (Spr 12,18)
So ist es leider! Diesem Wort gemäß sollen wir auf unser Reden achten, denn es gefällt dem Herrn, wenn wir weise Worte sprechen, die den Menschen dienen und sie aufrichten. Auch für unser eigenes Leben ist es bedeutsam.
“Wer das Leben liebt und gute Tage zu sehen wünscht, der bewahre seine Zunge vor Bösem und seine Lippen vor falscher Rede.” (1 Petr 3,10)
Der Apostel Jakobus macht uns nachdrücklich darauf aufmerksam, wie viel Böses durch unsere Zunge geschieht und daß uns aufgegeben ist, sie zu beherrschen:
“Denn wir alle verfehlen uns in vielen Dingen. Wer sich in seinen Worten nicht verfehlt, ist ein vollkommener Mann und kann auch seinen Körper völlig im Zaum halten.” (Jak 3,2)
“Die Zunge kann kein Mensch zähmen, dieses ruhelose Übel, voll von tödlichem Gift.” (Jak 3,8)
“Aus ein und demselben Mund kommen Segen und Fluch. Meine Brüder, so darf es nicht sein. Läßt etwa eine Quelle aus derselben Öffnung süßes und bitteres Wasser hervorsprudeln?” (Jak 3,10-11)
Wir hörten, wie der Psalmist sich mit der Bitte an Gott wendet, durch ihn geschützt zu werden. In der Tat: um unsere Zunge zügeln zu können, damit sie nicht von falscher Glut entflammt wird, sie nicht verletzt und dem Menschen in der Weise Gottes begegnet, dazu brauchen wir die Hilfe des Herrn.
Wie aber kann diese Wache vor unseren Mund gestellt werden?
Unser Vater wird sie uns durch seinen Heiligen Geist schenken, wenn wir aufrichtig darum bitten. Er ist es dann, der unsere Worte – sogar schon die Gedanken – von der Liebe und der Wahrheit her prüft. Je feiner wir ihn wahrnehmen, desto mehr werden wir merken, wenn wir gegen seine Weisungen fehlen.
Zu Beginn werden wir es primär merken, wenn die ungeläuterten Worte schon ausgesprochen sind und ihren Schaden angerichtet haben. Aber mit der Zeit werden wir es bereits merken, wenn die Gedanken im Herzen aufsteigen. In der Anrufung des Geistes werden wir sie zu zügeln vermögen. Und auf lange Sicht wird uns Gott vom Gift böser Rede heilen, indem er unser Herz mehr und mehr läutert.