Vorbemerkung: Diese Meditationen der Karwoche habe ich in einem der vergangenen Jahre erstellt, es sind also Wiederholungen. Damals war die so leidvolle Situation, die wir nun schon seit über einem Jahr erleben, noch nicht abzusehen. Deshalb sind Formulierungen vorhanden, die auf einen normalen Vollzug der Heiligen Messe in den Gemeinden hinweisen. Ich habe die Meditationen trotzdem nicht verändert und halte sie vielmehr dem Herrn hin, daß doch die Gläubigen baldmöglichst wieder Zugang zu den heiligen Sakramenten erhalten und der Herr den unfreiwilligen Verzicht als Sühne für so viele Sakrilegien annehmen möge!
Welch großer Liebe und welch großen Gesten begegnen wir am heutigen Tag! Der Herr des Himmels und der Erde wäscht seinen Jüngern die Füße und eröffnet ihnen noch tiefer das Verständnis, wie es aussieht, in seine Nachfolge einzutreten. Es ist der Dienst: Gott dient dem Menschen in seiner unendlichen Liebe und ruft uns in denselben Dienst.
So ist unsere Frage: Wie kann ich meinem Nächsten dienen?
Und die Antwort: So wie Jesus uns dient!
Nichts ist ihm zu gering, als daß er es nicht mit seiner Liebe berühren und verwandeln möchte. Seine Jünger werden zu Herrschern in seinem Reich, die Sünder möchte der Herr zu Heiligen machen.
“Ihr nennt mich Herr und Meister und ihr habt recht; denn ich bin es. Wenn ich der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, müßt auch ihr einander die Füße waschen!” (Joh 13,13-14)
Wir waschen den anderen Menschen die Füße, wenn wir sie in unser Herz aufnehmen, auch jene, die weit weg sind.
Wir dienen ihnen – und zuerst den Brüdern – wenn wir Tag für Tag versuchen, dem Herrn in allem nachzufolgen und unsere Werke in ihm zu tun.
Wir dienen, wenn wir die Augen vor der Not anderer Menschen nicht verschließen, sei sie materieller oder geistiger Art.
Wir waschen einander die Füße, wenn wir uns ermahnen und stärken, im Geiste Jesu zu leben und zu handeln, denn er hat uns ein Beispiel gegeben, damit wir tun, was er uns getan hat.
Als ob der Herr uns noch nicht genug seine Liebe gezeigt hätte, möchte er jetzt seine Hingabe an den Vater und an uns für immer auf der Erde vergegenwärtigen.
So wäscht er seinen Jüngern nicht nur die Füße, sondern er gibt sich selbst zur Speise.
Er ist das Brot, das vom Himmel gekommen ist (vgl. Joh 6,51).
Er ist die Frucht vom Baum des Lebens, die wir nach dem Verlust des Paradieses nicht mehr empfangen haben (vgl. Gen 3,24).
Er gibt uns sein Fleisch und Blut am Vorabend seiner Kreuzigung zur Speise, damit wir leben und das Leben Gottes in uns wachsen kann.
Er gibt nicht nur etwas von sich, sondern er gibt sich selbst.
Welche Verherrlichung des Vaters!
Welch gnadenhafte Zuwendung zu uns Menschen!
Wer kann das verstehen!
Tag für Tag vollzieht sich nun dieses Geheimnis im Heiligen Messopfer.
Tag für Tag, bis zum Ende der Welt, wird das morgige Geschehen von Golgotha unblutig vergegenwärtigt.
Tag für Tag sind die Menschen gerufen, sich für den Empfang dieser Heiligen Speise vorzubereiten und zu reinigen, damit sich ihre Gnadenwirkung entfalten kann.
Tag für Tag dürfen wir den Herrn empfangen, wenn wir im Stand der Gnade leben.
Tag für Tag schenkt sich Jesus uns, und der Priester darf ihn in seinem Namen an die Menschen weiterreichen.
Tag für Tag sind es unermeßliche Gnadenströme, die Gott für den Menschen bereitet hat.
Tag für Tag vollzieht sich an uns das Werk der Erlösung, wenn wir der Einladung des Herrn folgen.
Nie kann unser Lobpreis verstummen, wenn wir den Herrn und seine Werke erkennen – weder auf der Erde noch im Himmel!
Alle Ehre sei dem Dreifaltigen Gott!