Mt 23,8-12 (Evangelium zum Gedenktag des Heiligen Basilius)
Ihr sollt euch nicht Rabbi nennen lassen; denn nur einer ist euer Meister, ihr alle aber seid Brüder. Auch sollt ihr niemand auf Erden euren Vater nennen; denn nur einer ist euer Vater, der im Himmel. Auch sollt ihr euch nicht Lehrer nennen lassen; denn nur einer ist euer Lehrer, Christus. Der Größte von euch soll euer Diener sein. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.
In den Lesungen wird vom Antichrist berichtet – ein ungemein wichtiges Thema, welches öfter zur Sprache kommt und uns weiter begleiten wird. Doch habe ich dies für die heutige Betrachtung zurückgestellt und den obigen Text zum Gedenktag des Heiligen Basilius gewählt.
Zunächst möchte ich noch einmal alle sehr herzlich grüßen, die uns in den täglichen Ansprachen folgen.
Die Schatten, welche derzeit über der Menschheit liegen, sind deutlich wahrnehmbar. Doch darf unser Blick nicht ängstlich und wie gebannt auf die Dunkelheit gerichtet sein. Gott wird uns, wenn wir ihm treu bleiben, durch alle Kämpfe hindurchführen und aller Finsternis entreißen.
Wir betrachten dieses Jahr 2021 als das “Jahr des Lammes”, das daher auch in besonderer Weise mit der Gottesmutter Maria, der “Mutter des Lammes” verbunden ist.
Es ist unser inniges Gebet zu Beginn dieses neuen Jahres, daß wir alle dem Lamm folgen, wohin es uns führt (vgl. Apk 14,4). Geschieht dies, dann können wir schon jetzt den Herrn für dieses Jahr preisen, denn inmitten der Finsternis geht strahlend sein Licht auf (vgl. Jes 9,1). Er ist unser Fels und unsere Burg (vgl. Ps 18,3). Er ist das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende (vgl. Apk 22,13). Deshalb empfehlen wir all unseren Zuhörern, dem Lamm Gottes zu folgen, welches allein würdig ist, die Siegel des Buches zu öffnen (vgl. Apk 5,9) und auf dessen Wiederkunft wir Tag für Tag zugehen.
Komm, Herr Jesus, Maranatha!
Im heutigen Evangelium schenkt uns der Herr Weisung, wie wir dem verderblichen Stolz entfliehen können, der uns allzu leicht verdunkelt und eine Welt von Illusionen erzeugt.
Es liegt tief im Menschen, etwas Großes leisten zu wollen oder selbst groß zu sein. Wir wissen, daß es die Versuchung Luzifers war, seine Weisheit und Schönheit nicht mehr als ein ihm von Gott anvertrautes Geschenk anzunehmen und in Freude dem Geber der Gaben zu dienen. Stattdessen wollte er alles ergreifen und selbst als Ursache seiner Weisheit und Schönheit gelten. Er wollte wie Gott sein, aber ohne die Güte und Liebe Gottes anzustreben. Wir wissen, wie es ausging. Der Erzengel Michael wies ihn im Auftrag Gottes in seine Schranken (vgl. Jud 1,9), und als er seinen Platz im Himmel verlor, kam er im Zorn auf die Erde (vgl. Apk 12,12b) und treibt hier sein Unwesen bis seine Zeit abgelaufen ist und er in den Feuersee geworfen wird (vgl. Apk 20,10).
Nun wird auch der Mensch im Stolz versucht und kann dann leicht auf Abwege geraten. Diesem wirkt Jesus entgegen, indem er uns im heutigen Text die Realität vor Augen stellt.
Unser wirklicher Meister und Rabbi ist Jesus. Von ihm kommt alles und alles geht zu ihm hin (vgl. Kol 1,16). Wir sollen uns weder selbst als Meister sehen noch andere als solche betrachten. Wenn uns jemand begegnet, der ans auf dem Weg mit Gott hilft, ist das ein sehr großes Geschenk und wir können es dankbar annehmen. Niemals aber dürfen wir diesen Menschen idealisieren, als hätte er etwa die Weisheit aus sich selbst. Die göttliche Weisheit ist immer Geschenk, und wer dies vergißt, der wird blind und blendet u.U. auch andere Menschen. Jesus macht uns das an mehreren Stellen sehr deutlich, denn er weiß genau um die Versuchung des Menschen. Wenn diese Weisung nicht beachtet wird, dann besteht immer die Gefahr, daß der Mensch an die Stelle Gottes tritt und letztlich zum Götzen wird.
In dieselbe Richtung gehen die weiteren Aussagen des Herrn in Bezug auf “Vater” und “Lehrer”. Wenn wir z.B. Priester als “Pater” anreden, dann ist dies immer eine Vaterschaft in Christus, wie es auch bei einem Abt im Kloster ist. Das muß immer für alle klar sein, damit nicht eine künstliche Situation entsteht, die allen abträglich ist.
Der Heilige Augustinus sagte es einmal sehr treffend: “Für Euch bin ich Bischof, und mit Euch bin ich Bruder.” So ist es richtig: der Rabbi, der Lehrer, der geistliche Vater ist das nie aus sich selbst heraus, er ist es im Dienst für Christus und die anderen Menschen. Wenn wir es so anschauen, dann können wir ihn auch in rechter Weise ehren, weil wir dann in seinem Amt, in seinem Charisma, in seinen Gaben, den Herrn ehren.
Zum Schluß macht es der Herr noch einmal sehr deutlich: “Der Größte von euch soll euer Diener sein. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.”
Wenn wir uns daran halten und alle Formen von Eitelkeit und falschem Stolz in uns ernsthaft zu überwinden suchen und lernen, unser ganzes Leben als einen Dienst für Gott und die Menschen zu verstehen, dann mag es uns gelingen, das Übel des Stolzes aus unserem Herzen herausläutern zu lassen. Gott wird uns bestimmt dabei helfen, wenn wir ihn darum bitten.
So steht für uns in dem noch jungfräulichen Jahr 2021 eine klare Weisung des Herrn. Wollen wir dem Lamm folgen, wohin es uns führt, dann bedeutet dies:
Diene Deinem Herrn in der Einfachheit und denke immer daran, daß Du alles von Ihm empfangen hast! Das ist wahre Größe!
Es mag hilfreich sein, zu diesem Thema meinen Vortrag über die Demut anzuhören unter folgendem Link (in englischer Sprache mit spanischer Übersetzung).