156. Kleine Vaterbetrachtung
“Erhebt euch zu jener Würde, die Kindern Gottes zu eigen ist. Lernt Eure Größe zu schätzen, dann werde ich mehr denn je euer Vater sein, der liebevollste und barmherzigste aller Väter” (aus der Botschaft von Gottvater an M. Eugenia Ravasio).
Hier spricht unser Vater eine für den Weg des Menschen so wichtige Frage an: Worin besteht die Größe und Würde des Menschen? Schon die Jünger des Herrn fragten sich, wer denn der Größte unter ihnen sei. Jesus lehrte sie, daß die wahre Größe darin besteht, zu dienen (Mt 18,1-5).
Wenn der Mensch seine wahre Größe und Würde nicht entdeckt, dann ist er leicht versucht, sich Ersatzwelten zu schaffen, um dem inneren Bedürfnis, wertvoll zu sein, entsprechen zu können. Er muß dann häufig äußere Merkmale heranziehen, seine natürlichen Gaben preisen, und macht sich nicht selten von der Wertschätzung anderer Menschen abhängig, um dieses innere Bedürfnis befriedigen und vor sich selbst bestehen zu können.
Doch dies erhebt uns nicht zur wahren Würde. Die wahre Würde ist ein Geschenk, das wir aus der Hand des Vaters empfangen. Es ist die Würde, die er uns gibt, indem er uns als seine Kinder an seinem göttlichen Leben teilhaben läßt. Täglich sind wir gerufen, ihm ähnlich zu werden, damit diese Würde unser ganzes Leben durchformt und wir im selbstlosen Dienst für Gott und die Menschen wahre Größe erlangen.
“Großes hat der Mächtige an mir getan. Sein Name ist heilig!” (Lk 1,49), ruft die Mutter des Herrn aus, welche in der Begnadung durch Gott die ganze Würde ihrer Erwählung verwirklicht hat.
Es gilt zu erkennen, was der Vater an uns getan hat und tut, es dankend aufzunehmen, ihn zu loben und mit unserer Liebe zu antworten, in seinen Dienst zu treten und so an seinem Werk der Liebe mitzuwirken. Das richtet den Menschen zu seiner wahren Größe auf.
Wenn wir versuchen, uns zu dieser Würde zu erheben und lernen, unsere wahre Größe zu schätzen, dann kann unser himmlischer Vater sein so liebevolles und barmherziges Vatersein in unserem Leben noch stärker entfalten.