“Die Weisung des Herrn ist vollkommen. Sie erquickt den Menschen” (Ps 19,8)
Ohne Fehl und Tadel sind die Weisungen unseres Vaters, die sein Geist der Weisheit uns schenkt. Wie gute Speise unseren Leib stärkt und frisches Wasser ihn belebt, so wird unsere Seele durch sein Wort aufgerichtet und auf ihr Ziel ausgerichtet.
Darum hält der Weise Tag und Nacht Ausschau nach der Weisung des Herrn. Er sucht sie am frühen Morgen und geht nicht schlafen, ohne sie gefunden zu haben. In der Nacht hält er Wache, um sie niemals zu versäumen. Nichts will er ohne Weisung tun, denn die Pläne der Menschen sind nichtig, wenn sie nicht vom Herrn erleuchtet werden (vgl. Ps 94,11).
Unverständig ist es, sich auf Menschenweisheit und eigene Erkenntnis zu verlassen. Ihnen fehlt jenes Licht, das sich vom Herzen Gottes in die Seele ergießt und sie mit der Schönheit Gottes zu zieren weiß. Es fehlt jene wohlschmeckende Weisheit, die nur der übernatürlichen Erkenntnis in der Liebe des Herrn eigen ist. Darum erquickt sie die Seele auch nicht, sondern sie bleibt ungesättigt, auch wenn sie noch so viel Wissen ansammelt.
Unser Vater hält diese erquickende Weisung immer für uns bereit. Nie bleibt sie uns versagt, wenn wir aufrichtig nach ihr forschen. Sie springt aus seinem liebenden Herzen in unsere offene Seele und entzündet dort ihr liebliches Feuer. Jede himmlische Weisung beheimatet und befestigt unsere Seele so in Gott, daß ihr alles andere wertlos erscheint. Es ist, wie der heilige Paulus sagt: “Wir verkünden Christus als den Gekreuzigten: für Juden ein Ärgernis, für Heiden eine Torheit, für die Berufenen aber, […] Christus, Gottes Kraft und Gottes Weisheit” (1 Kor 1,23f).
Wohl dem, der die Weisung des Herrn aufrichtig sucht!