“Unsere Seligkeit liegt nicht an unseren Werken, sondern an der Größe der Liebe.” (Johannes Tauler).
Besonders die Mystiker sind es, die uns immer wieder darauf aufmerksam machen, was das Wesentliche unseres Glaubens ausmacht. Selbstverständlich sollen gute Werke nicht in irgendeiner Weise abgewertet werden, denn, wie es in der Apokalypse des heiligen Johannes heißt, folgen sie uns nach:
“Ich hörte eine Stimme vom Himmel her rufen: Schreibe: Selig die Toten, die im Herrn sterben, von jetzt an; ja, spricht der Geist, sie sollen ausruhen von ihren Mühen; denn ihre Taten folgen ihnen nach” (Apk 14,13).
Der Kern all dessen, was unser himmlischer Vater tut, entspringt seiner unendlichen Liebe. Ohne dies zu erkennen, könnten wir nie genug verstehen, worin der Beweggrund Gottes für die Schöpfung, für unsere Erlösung und Vollendung liegt und uns von dieser Liebe auch nicht genügend entzünden lassen. Deshalb ist für uns die zentrale Frage: Wie können wir in der Liebe wachsen? Wie kann die Liebe in uns zu einem Strom werden, der diese oft so trockene und unfruchtbar wirkende Welt der Menschen tränken kann? Wie können wir also noch mehr lieben?
Wenn Gott selbst der Quell aller Liebe ist, beantwortet sich diese Frage von selbst. Wie es im Vaterbüchlein geschrieben steht, gilt es zuerst, Gott kennenzulernen, seine Nähe zu suchen, mit ihm im inneren Austausch zu leben, seine Liebe in uns einzulassen und zu betrachten. Wenn die Gottesliebe in uns wächst, dann wird sie auch zu den Menschen kommen und jedes Werk befruchten. Gleichzeitig ist das Wachsen der Gottesliebe schon der Beginn unserer Seligkeit hier auf Erden. Je größer sie wird, desto mehr wird sie uns zur immerwährenden Freude und zum Trost.