1 Thess 5,1-6
Über Zeiten und Stunden, Brüder, brauche ich euch nicht zu schreiben. Ihr selbst wißt genau, daß der Tag des Herrn kommt wie ein Dieb in der Nacht. Während die Menschen sagen: Friede und Sicherheit!, kommt plötzlich Verderben über sie wie die Wehen über eine schwangere Frau und es gibt kein Entrinnen. Ihr aber, Brüder, lebt nicht im Finstern, sodaß euch der Tag nicht wie ein Dieb überraschen kann. Ihr alle seid Söhne des Lichts und Söhne des Tages. Wir gehören nicht der Nacht und nicht der Finsternis. Darum wollen wir nicht schlafen wie die anderen, sondern wach und nüchtern sein.
Das Kirchenjahr neigt sich seinem Ende zu; die Texte sprechen vermehrt von der Wiederkunft Christi und von den letzten Dingen. So auch heute. Die Wiederkunft Jesu bereitet sich vor und ist nur für den erkennbar, der ihr wachend entgegengeht. Es ist ähnlich wie mit dem Tod. Wir können ihn aus dem Leben quasi ausschließen, ihn übersehen (wollen) oder aber bewußt auf ihn zugehen. Wenn wir letzteres tun – und nicht erst auf der allerletzten Wegstrecke – dann sind wir wach geworden und leben jeden Tag bewußter.
Insgesamt wirkt die Verkündigung des Evangeliums sehr wenig auf die Wiederkunft Christi ausgerichtet, obwohl wir doch jeden Tag in der Heiligen Messe die Worte hören: “Deinen Tod, o Herr verkünden wir und Deine Auferstehung preisen wir, bis Du kommst in Herrlichkeit!”
Wenn die Verkündigung der Wiederkunft des Herrn und damit verbunden der sog. “letzten Dinge” zurücktritt, dann verliert das Leben eine gewisse eschatologische Spannung. Leicht konzentriert sich dann die Nachfolge Christi primär auf den irdischen Bereich und wirkt nicht richtig zielgerichtet. Hier könnte schon ein erster Grund für eine gewisse Schläfrigkeit liegen. Die Gleichmäßigkeit der ablaufenden Tage hüllt uns ein, und leicht kann es dann geschehen, daß eine falsche Sicherheit entsteht, die eher aus der Natur des Menschen kommt als aus seiner Geborgenheit in Gott.
Das Coronageschehen mit seinen Auswirkungen durchbricht in diesem Jahr den gewohnten Ablauf unserer Tage. Auf einmal sind viele Dinge ganz anders. Das vorher gewohnte Leben ist für viele Menschen stark verändert, die Reisefreiheit fällt fast völlig weg, wirtschaftliche Not entsteht, Menschen sollen Masken aufziehen und es formt sich vor unseren Augen ein absurdes Spektrum. Die Kirchen werden z.T. auch in diese Maskerade einbezogen oder gar geschlossen, die Religions- und Versammlungsfreiheit wird eingeschränkt, die heilige Kommunion – so verfügen es nicht wenige Bischöfe – ohne dazu die Autorität zu besitzen – soll nur noch in die Hand gegeben werden. Ärzte hingegen weisen darauf hin, daß der Risikofaktor bei der Mundkommunion gar nicht höher ist, und trotzdem bleiben viele Bischöfe bei der Handkommunionregelung. Die Maskenpflicht wird von Wissenschaftlern hinsichtlich ihres Nutzens in Frage gestellt, und bei extensivem Gebrauch wird sogar auf schädliche Wirkungen hingewiesen…
Wer hätte sich dies vor einem Jahr ausdenken können? Was sind dies für Zeichen? Im heutigen Text heißt es, daß plötzlich Verderben über die Menschen kommt. Hat diese Plage und ihre Auswirkungen nicht Kennzeichen sowohl einer Plötzlichkeit als auch eines Verderbens?
Wir können natürlich all diese Entwicklungen einfach als normale Folge der Pandemie mit den entsprechenden Schutzmaßnahmen betrachten.
Ist das jedoch alles, worüber wir nachdenken sollten? Ist es nicht besser, die Frage stellen, was der Herr uns damit sagen will? Nichts geschieht ja ohne seine Zulassung. Handelt es sich hier um ein apokalyptisches Zeichen? Denn immerhin betrifft es quasi die ganze Welt. Was ist die rechte Antwort auf ein Geschehen, das sozusagen von einem auf den anderen Tag das Leben vieler Menschen bestimmt? Bricht mit der Pandemie “der Dieb” ein, der diesen Umstand nutzt, um von nun an unser Leben bestimmen zu können?
Wachsamkeit und Nüchternheit sind für die “Söhne des Lichtes” angemahnt statt Schläfrigkeit! Deshalb müssen wir diese Fragen stellen, auch wenn wir nicht unmittelbar eine Antwort darauf haben. Es ist sehr fremd, wenn wir Gott aus einem solch weltweiten Geschehen ausblenden wollen und nur naturalistische Erklärungen suchen. Wenn Gott eine solche Plage zuläßt, dann hat er seine Gründe dafür und auch seine Pläne damit.
Was sicher an erster Stelle stehen muß, ist eine wahrhaftige Umkehr. Das Gelingen des menschlichen Lebens ist an das Halten der Gebote Gottes gebunden. Die furchtbaren Sünden der Menschheit schreien zum Himmel! Denken wir nur an die fortgesetzte Tötung der unschuldigen Kinder, ohne zu diesem Zeitpunkt alle weiteren Beleidigungen Gottes in den Blick zu nehmen!
Die Konfrontation mit einer solchen Seuche und der Umgang mit ihr stellt dringend die Frage nach den Prioritäten des Lebens. Anders ausgedrückt: Gott ruft durch solch eine Geschehen die Menschen zur Umkehr auf. Vor unseren Augen zerbrechen die Selbstverständlichkeiten des Lebens. Alles ist nicht mehr sicher. Weder kann man das Leben auf seine individuellen Freiheitsrechte noch auf die Verläßlichkeit der Regierungen aufbauen. Auch der Fels Petri wirkt brüchig. Über der Welt steht die Drohung, daß die Pandemie nur durch strikte Maßnahmen überwinden werden kann.
Was wird morgen sein? Wird eine zukünftige Bewegungsfreiheit, das Einkaufen usw. nur mit Impfpass, digitaler Überwachung gewährt? Werden wir das alles einfach mitmachen?
Die einzig gültige Antwort kann sein, daß wir uns Gott bedingungslos zuwenden und ihm unser Leben, unsere Familien, Gemeinschaften, Nationen, ja die ganze Welt anvertrauen. Indem wir das tun, wächst die Zuversicht, daß der Herr uns durch diese Reinigungen führt, damit die Menschen nach ihm suchen und die Kirche von dem befreit wird, was nicht zu ihr gehört und ihre Schönheit, wie sie uns in der Jungfrau Maria begegnet, zurückgewinnt.
Nicht natürlicher Optimismus wird uns durch diese schweren Zeiten durchtragen, sondern die Hand des Herrn, und wir müssen uns noch auf eine weitere Wegstrecke vobereiten.