186. Kleine Vaterbetrachtung
“Wen ich liebe, den weise ich zurecht…” (Apk 3,19).
So heißt es in der Apokalypse des Heiligen Johannes, und es ist eine Gnade, wenn wir das erleben dürfen. Die Liebe unseres Vaters ist nicht nur eine wärmende, die uns Sicherheit schenkt, sondern sie ist auch eine formende Liebe. Sie will uns erziehen, damit wir Fortschritte auf dem geistlichen Weg machen.
Diese Formung durch unseren Vater kann sehr verborgen und im Inneren geschehen. Es handelt sich dabei nicht nur um die groben Fehler, welche der Korrektur bedürfen, die uns mit der Zeit selbst auffallen mögen. Nein, unser Vater möchte uns einen sehr feinen Geist geben, eine innere Sensibilität, welche die kleinsten Abweichungen von der Liebe spürt und zu überwinden sucht.
Ist es nicht ein großer Akt des Vertrauens, wenn Gott uns so in die Schule nimmt? Vertraut er sich uns nicht sehr an, wohlwissend, wie leicht wir Menschen uns verletzt und fremdbestimmt fühlen und uns in uns zurückziehen.
“Gott behandelt euch wie Söhne. Denn wo ist ein Sohn, den sein Vater nicht züchtigt?” (Hebr 12,7)
Wenn auch unsere oft zu große Empfindlichkeit noch ein Hindernis zu einem schnelleren Vorwärtsschreiten sein mag, ist unser Vater sehr darauf bedacht, daß wir geistlich wachsen.
In diesem Sinne sagt der Heilige Paulus zu seiner Gemeinde: “Milch gab ich euch zu trinken statt fester Speise; denn diese konntet ihr noch nicht vertragen” (1 Kor3,2).
Das soll jedoch nicht so bleiben! Wir sollen “zum vollkommenen Menschen, zur vollen Größe, die der Fülle Christi entspricht” (Eph 4,13) heranwachsen, was der Würde unserer Berufung entspricht und “sollen nicht mehr unmündige Kinder sein, ein Spiel der Wellen” (Eph 4,14).
Deshalb gilt es sehr aufmerksam auf die väterlichen Korrekturen zu hören, sie anzunehmen und uns durch sie formen zu lassen.