Apk 15,1-8
Dann sah ich ein anderes Zeichen am Himmel, groß und wunderbar. Ich sah sieben Engel mit sieben Plagen, den sieben letzten; denn in ihnen erreicht der Zorn Gottes sein Ende. Dann sah ich etwas, das einem gläsernen Meer glich und mit Feuer durchsetzt war. Und die Sieger über das Tier, über sein Standbild und über die Zahl seines Namens standen auf dem gläsernen Meer und trugen die Harfen Gottes. Sie sangen das Lied des Mose, des Knechtes Gottes, und das Lied zu Ehren des Lammes: Groß und wunderbar sind deine Taten, Herr, Gott und Herrscher über die ganze Schöpfung. Gerecht und zuverlässig sind deine Wege, du König der Völker. Wer wird dich nicht fürchten, Herr, wer wird deinen Namen nicht preisen? Denn du allein bist heilig: Alle Völker kommen und beten dich an; denn deine gerechten Taten sind offenbar geworden.
Es gibt sie, die Sieger über das Tier, über jene gottfeindliche Macht, die sich über alles erheben will und den Platz in den Herzen der Menschen, der allein Gott gehört, einnehmen möchte. Sie haben das Standbild des Tieres nicht angebetet, zu welchem sie gezwungen werden sollten. Es sind jene, welche in den großen Prüfungen Gott treu geblieben sind und sich nicht dem Satan und seinem Anhang gebeugt haben. Sie sind die Überwinder, die Märtyrer, die Bekenner, die Treuen…
Die Apokalypse verschweigt uns nicht den großen Kampf, in den wir Christen hineingestellt sind. Verführungen aller Art treten an uns heran, und sie werden in unseren Zeiten immer globaler. Doch da, wo die Finsternis versucht nach den Kindern des Lichtes zu greifen, dort ist auch die Gnade Gottes mächtig. Diese Sieger über das Tier konnten widerstehen – in der Gnade Gottes, nicht aus eigenen Kräften! Deshalb ist es so wichtig, daß wir in der gegenwärtigen Zeit umso mehr auf die Gnade des Herrn vertrauen. Da, wo alle äußeren Sicherheiten schwinden, sei es in der konfusen Welt oder im schwankenden Schiff der Kirche, sind wir eingeladen, mit den Überwindern das Lied des Mose zu singen:
Hört zu, ihr Himmel, ich will reden, die Erde lausche meinen Worten.
Meine Lehre wird strömen wie Regen, meine Botschaft wird fallen wie Tau,
wie Regentropfen auf das Gras und wie Tauperlen auf die Pflanzen.
Ich will den Namen des Herrn verkünden. Preist die Größe unseres Gottes!
Er heißt: der Fels. Vollkommen ist, was er tut; denn alle seine Wege sind recht.
Er ist ein unbeirrbar treuer Gott, er ist gerecht und gerade. (Dtn 32,1-4)
Der Lobpreis Gottes ist eine mächtige Waffe gegen die Versuchung zur Hoffnungslosigkeit, die einen leicht befallen könnte, wenn man sich zu lange in den besorgniserregenden Nachrichten aufhält oder seine Seele von der langen Aneinanderreihung negativer Ereignisse eintrüben läßt. Das sollte man als eine Versuchung betrachten, denn der Geist Gottes wird uns immer einen Ausweg verschaffen.
Gut ist es, gerade in jenen Momenten, die wie aussichtslos erscheinen, sich an die Sieger zu erinnern, und somit an ihr Zeugnis, daß Gott sie durch alle Betrübnisse hindurchgeführt hat. Die Gefahr bei einer Eintrübung der Seele durch Anhäufung negativer Nachrichten ist, daß wir versuchen, für die von der Traurigkeit infizierte Seele natürliche Auswege zu suchen. Sie können ablenken, aber nicht das Dunkel überwinden. Die bewußte Zuwendung zum Herrn, das Rezitieren eines Psalms, das Singen eines Lobliedes, die Anrufung des Heiligen Geistes sind es, die dem Herrn erlauben, wieder Licht in die Seele fallen zu lassen.
Hören wir auch noch von den “Harfen Gottes” (Harpa Dei) das Lied zu Ehren des Lammes, denn der Herr ist es, welcher die Menschen errettet und die Sieger stärkt.
In diesen turbulenten Zeiten sollten wir uns geistliche Schätze sammeln (vgl. Mt 6,20) oder, anders ausgedrückt, den Ölvorrat vermehren (vgl. Mt 25,4). Die Apokalypse macht uns nachdrücklich darauf aufmerksam, daß die Zeiten der Verfolgung zunehmen, und wer nicht Augen und Ohren verschließt, kann dies bereits erkennen. Wir dürfen nicht übersehen, daß es nicht nur Angriffe von außen auf den christlichen Glauben geben wird, die man relativ einfach identifizieren kann. Gefährlicher sind die Aufweichungen des Glaubens und der Moral, die uns von innen schwächen und auf verschiedenen Wegen mit ihren Botschaften auch manipulativ auf uns einwirken können.
Deshalb braucht es so etwas wie eine “innere Zelle der Gottesbegegnung” in uns, in die wir uns zurückziehen können und dort weder Ohr noch Herz den gottfeindlichen Botschaften öffnen. Dort, in dieser Zelle, sollen sich manche Lobgesänge finden, heilige Worte, verschiedene Gebete, auf die wir immer zurückgreifen können. Es ist gut, wenn wir dies alles in den Zeiten sammeln, in denen es noch möglich ist. Es können andere Zeiten kommen, wo es schwieriger wird.
Aber all dies soll nicht aus Angst, sondern mit dem Geist der christlichen Klugheit und im Vertrauen auf Gott geschehen. Dann sind wir gewappnet, im Herrn zu siegen.