Mt 11,25-30
In jener Zeit sprach Jesus: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du das vor den Weisen und Klugen verborgen und es den Unmündigen offenbart hast. Ja, Vater, so hat es dir gefallen. Alles ist mir von meinem Vater übergeben worden; niemand kennt den Sohn, nur der Vater, und niemand kennt den Vater, nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will. Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid! Ich will euch erquicken. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; und ihr werdet Ruhe finden für eure Seele. Denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht.
Die Weisen und Klugen dieser Welt sind in Gefahr, allein auf ihre natürlichen Erkenntnisse zu bauen und tun sich deshalb nicht selten schwer, jene übernatürlichen Erkenntnisse des Glaubens zu empfangen, die durch den Geist Gottes direkt gewirkt werden. Hinzu kommt die Gefahr des Stolzes, denn die eigenen Erkenntnisse stehen wie zur eigenen Verfügung, während die oft sehr schlichten Inhalte des Glaubens in Demut angenommen werden. Sie werden uns ja mitgeteilt, wir haben sie nicht selbst errungen. Jeder weiß dies.
Es waren einfache Fischer, welche den Ruf des Herrn zunächst aufgenommen haben. Auch die Verbreitung und Aufnahme des Evangeliums in der heidnischen Welt geschah oft durch einfache oder arme Menschen. Das war nicht nur deshalb, weil das Evangelium eine Botschaft des Trostes für ihre oft schwierige Lebenssituation war, sondern weil sich das Evangelium besonders an das Herz des Menschen wendet, und schlichte Herzen nehmen die Botschaft leichter auf!
Der himmlische Vater liebt einfache und schlichte Herzen sehr, wie es uns auch Jesus zu verstehen gibt, wenn er uns sagt, daß wir wie die Kinder werden sollten (vgl. Mt 18,3). Damit spricht er von der Einfachheit, dem Vertrauen und der Schlichtheit eines noch unschuldigen Kindes.
Es wird leicht verständlich, daß eine solche Lebenshaltung für Menschen, die gerne auf ihre eigene Kenntnisse bauen, nicht erstrebenswert ist. Doch genau diese macht es Gott leicht, die Menschen mit seiner Weisheit zu erfüllen.
Auch die wunderbare Einladung: „Kommet alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid. Ich will euch erquicken“ wendet sich an einfache Herzen. Damit sind nicht nur jene gemeint, die unter der Last ihres Lebens sehr leiden und unter diesem Leidensdruck dann den Herrn finden und das Wort aufnehmen. Es wendet sich an alle Menschen, die verstehen, daß sie ihr Heil nicht selbst schaffen können, die merken, daß ihre kreatürlichen und noch durch die Erbsünde belasteten Kräfte schwach und begrenzt sind. Sie merken auch, daß die menschliche Liebe nicht ausreicht, daß sie ebenfalls zerbrechlich sein kann und es nichts gibt, auf was man sich absolut stützen kann.
Dieses Wort des Herrn kann uns helfen, zur Realität des Daseins zu erwachen. Wir brauchen einen Herrn und Erlöser; wir brauchen jemanden, der uns führt; wir brauchen jemanden, der uns bedingungslos liebt; wir brauchen jemanden, der uns hilft, die Lasten zu tragen. Kurz: Wir brauchen Jesus!
So zeigt uns der Herr, daß er derjenige ist, den wir brauchen, der unsere Bedürftigkeit nicht für sich ausnutzt, der uns ob unserer Schwächen und Sünden nicht verachtet, der uns so liebt, daß wir uns immer auf ihn verlassen können.
Schlichte Herzen können es leicht wahrnehmen, daß sie beim Herrn zuhause sind. Sie leben aus dieser Sicherheit und sie finden Ruhe für ihre Seele.
Wie können wir dem Gestrüpp unserer Kompliziertheit entkommen und einfache Seelen werden?
Ein wichtiger Schritt in diese Richtung ist, einfach dem Wort zu folgen: „Kommet zu mir“. Kommen wir einfach mit all unseren Anliegen zu Jesus und versuchen wir, nicht aus uns selbst heraus die rechte Antwort auf alles zu finden! Sprechen wir einfach mit dem Herrn darüber, vertrauen wir uns ihm an! Wenn uns dann Hilfe zuteil wird, dann danken wir ihm entsprechend. Realisieren wir jeden Tag, wie Gott sich um uns kümmert. So wird unser Verhältnis zum Herrn selbstverständlicher, und unsere Seele entkrampft sich unter dem Einfluß des Heiligen Geistes und wird schlichter. Sie öffnet sich unter dem milden Licht des Geistes, und je mehr der Geist des Herrn in sie einzudringen vermag, desto mehr erkennt sie sich als von Gott geliebt. Das nun wird zum Schlüssel für die Einfachheit der Seele: Je mehr sie sich von Gott als geliebt erkennt, desto mehr vertraut sie, desto mehr kann sie loslassen, und der Mensch erwacht zu seiner Wirklichkeit: Er ist Kind eines unendlich liebenden Gottes, der sich in seinem Sohn von ganzem Herzen uns zuwendet. In Jesus begegnen wir der unendlichen Güte Gottes.