Fest der Enthauptung des hl. Johannes des Täufers
Jer 1,4.17-19 – Lesung am Gedenktag der Enthauptung Johannes des Täufers
In den Tagen Joschijas, des Königs von Juda, erging das Wort des Herrn an mich:
Gürte dich, tritt vor sie hin, und verkünde ihnen alles, was ich dir auftrage. Erschrick nicht vor ihnen, sonst setze ich dich vor ihren Augen in Schrecken. Ich selbst mache dich heute zur befestigten Stadt, zur eisernen Säule und zur ehernen Mauer gegen das ganze Land, gegen die Könige, Beamten und Priester von Juda und gegen die Bürger des Landes. Mögen sie dich bekämpfen, sie werden dich nicht bezwingen; denn ich bin mit dir, um dich zu retten – Spruch des Herrn.
Heute stellt uns die Kirche im Heiligen Johannes dem Täufer eine leuchtende Gestalt mit festem Glauben vor Augen. Jesus sagte über ihn: “Unter den von einer Frau Geborenen ist kein Größerer aufgetreten als Johannes der Täufer.” (Mt 11,11). Unerschrocken verkündete er das Gesetz Gottes vor den Mächtigen, wohl wissend, daß sein Leben dadurch in Gefahr kommen würde (vgl. Mk 6,18). Das Tagesevangelium erzählt uns, wie seine Hinrichtung auf so perfide Weise zustande kam (Mk 6,17-29).
Wie konnte Johannes so handeln? Dieselbe Frage können wir uns stellen, wenn wir die “Wolke von Zeugen” (Hebr 12,1) betrachten, die – mit der Bereitschaft, ihr Leben zu geben (vgl. Apg 12,11) – Zeugnis von Gott gaben. Auch heute hören wir von bewundernswerten Christen, die unerschrocken ihren Glauben bezeugen und z.B. angesichts des islamisch geprägten Terrors den Tod einer Verleugnung des Glaubens vorziehen. Als Christen wissen wir, daß “das Blut der Märtyrer der Same der Kirche ist”, wie es Tertullian so wunderbar ausdrückte.
Woher kommt also diese Kraft?
Es ist der Geist der Stärke, den der Heilige Geist jenen verleiht, die dem Herrn treu nachfolgen und nicht der Versuchung der Menschenfurcht unterliegen.
Die Menschenfurcht ist es, die uns sehr einengt und an uns selbst bindet. Man denkt dann: Es könnte ja geschehen, daß die Botschaft des Evangeliums, das Vertreten seiner Wahrheit und das Bekenntnis zu Jesus uns Nachteile bringt! Oder man will in seiner Tiefe von den Menschen geliebt sein und bringt es nicht über sich, ihnen etwas zu sagen, was nachteilig klingen könnte.
Hätte Johannes der Täufer so gehandelt oder die Apostel und ihre Nachfolger, dann wäre das Evangelium niemals zu uns gekommen! Um es ganz deutlich zu sagen: Wir selbst sind uns dann wichtiger als der Herr.
Auch heute – wenngleich auch unter weniger dramatischen Umständen wie beim Heiligen Johannes oder den Märtyrern – muß man nicht selten die Menschenfurcht überwinden, wenn man sich für die christliche Botschaft und ihre Werte einsetzt.
Es ist richtig, daß wir die Wahrheit in Liebe verkünden sollen und es den Menschen möglichst nicht durch unsere ungezügelten Leidenschaften schwer machen, sie auf- und anzunehmen; dennoch dürfen wir sie nicht verschweigen!
Der sog. politische Mainstream, der sich auch in manchen Gliedern der Kirche manifestiert, möchte die Botschaft des Evangeliums nur so weit hören, wie diese mit den eigenen Vorstellungen übereinstimmt. Ist das aber nicht der Fall, dann kann die scheinbare Toleranz sehr leicht in Feindschaft und Ablehnung umschlagen.
Wir sollten uns angesichts des überragenden Zeugnisses des Täufers klar machen, daß auch auf uns Situationen zukommen können, die unser Ja zu Christus unter schwierigsten Umständen erfordern. Wenn dieser politische Mainstream aggressiver wird – und manches spricht dafür – dann ist unser Zeugnis noch mehr gefragt, denn dieser Geist des Mainstreams wird uns zum Schweigen bringen wollen.
So ist es klug, vorbereitet zu sein und schon jetzt um den Geist der Stärke zu bitten, damit wir Zeugen dafür werden können, daß die Wahrheit ein höheres Gut ist als Wohlgefallen bei den Menschen zu finden. Dabei sollten wir jetzt schon in uns wahrnehmen, wo menschliches Denken und Empfinden nicht mit dem Evangelium übereinstimmen; wo wir geneigt sind, um der Menschen willen Kompromisse einzugehen. Wir sollten konsequent daran arbeiten, dies zu überwinden.
Der Heilige Johannes und die Apostel sind uns dabei nicht nur Vorbilder, sondern als unsere Brüder im Himmel sind sie mit Sicherheit bereit, uns beizustehen, wenn Prüfungen auf uns zukommen.