DIE LIEBE ZUR BRAUT DES LAMMES

“Nach der Liebe zu unserem Herrn empfehle ich Ihnen die Liebe zu seiner Braut, der Kirche. Sie ist die edle und sanfte Taube, die als einzige ihrem göttlichen Bräutigam Kinder zu schenken vermag” (aus einem Brief des hl. Franz von Sales an Johanna Franziska von Chantal).

Zuerst Gott und dann die Kirche zu lieben – das empfiehlt der heilige Franz von Sales. Und in dieser Reihenfolge soll es auch geschehen, denn die Kirche ist die Braut Christi. Sie erstrahlt in ihrer Reinheit und Schönheit, wenn sie der Mutter des Herrn immer ähnlicher wird und ihre Züge annimmt.

Wir wissen aber nur zu gut, daß dies nicht immer der Fall ist und es dann nicht leicht ist, die Kirche zu lieben. Wir dürfen jedoch nicht bei der Abwehr ihres entstellten Antlitzes stehenbleiben, wenn die Verwirrung in sie eingezogen ist und sie ihre Mission immer weniger erfüllt, die darin besteht, allen Menschen das Heil zu verkünden und ihrem Bräutigam auf diesem Weg viele Kinder zu schenken.

In solchen Zeiten gilt es dann umso mehr, in die Tiefe ihrer gottgeschenkten Existenz vorzudringen und sich mit all jenen zu vereinen, die ihren von Gott gegebenen Auftrag erfüllen und auf diesem Weg »treue Bräute« des Herrn bleiben. Die treue Braut läßt sich nicht mit den Mächten und Geistern dieser Welt ein. Man findet sie durch die vielen Jahrhunderte hindurch – und auch heute noch – in jenen Gläubigen, die nicht bereit sind, ihren heiligen Glauben zu verleugnen, auch um den Preis ihres eigenen Lebens. Sie halten am Weg der Heiligkeit fest, den die treue Braut in der Hingabe an ihren göttlichen Bräutigam über so viele Jahrhunderte hinweg bezeugt hat.

Doch verliert die treue Braut auch nicht den Blick auf jene, die ihren Weg verlassen haben oder in die Irre gegangen sind. Sie tritt vor Gott für sie ein, wie auch für die Menschen, die Gott noch nicht kennengelernt haben. So bleibt die Kirche fruchtbar und vermag auch in schwersten Krisenzeiten als »kleine Herde« am göttlichen Willen in der Hoffnung festzuhalten, daß ihr Dienst unter dem Kreuz Gott wohlgefällig ist und der Kirche zugutekommt.