“Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn euer Vater hat beschlossen, euch das Reich zu geben.” (Lk 12,32)
Die kleine Herde?
Wenn wir weltweit auf die Anzahl der Katholiken schauen, dann sind es sehr viele Menschen, die zur katholischen Kirche gerechnet werden. So gesehen ist es eine »große Herde«. Betrachtet man jedoch genauer, dann ist die Herde sehr viel kleiner, denn nicht alle Getauften bemühen sich um ein wahrhaft verbindliches, katholisches Leben. Leider entsteht mehr und mehr der Eindruck, daß es im Zuge der Gottvergessenheit und Verweltlichung unserer Kirche immer weniger werden. So mag es sich am Ende – verglichen mit dem an alle Menschen gerichteten Ruf – doch um eine »kleine Herde« handeln.
Diese »kleine Herde« hat es nicht leicht, sich dem Sog der Welt zu entziehen. Sie muß Nein sagen können zu den Verlockungen innerweltlicher Versuchungen. Sie muß fähig sein, sich von all dem zu trennen, was ihren Glauben konkret gefährdet. Manchmal wird sie ein Außenseiter sein, weil sie um ihres Glaubens willen den üblichen Weg der Welt nicht mitgehen kann und will.
Eine »kleine Herde«! Ja, aber ihr ist die Verheißung des wahren Reiches geschenkt, das nicht aus Gold und Silber, nicht aus falscher Bewunderung und törichter Eitelkeit besteht. Stattdessen ziehen Freude und Friede in die Seele ein. Sie schmückt sich mit dem wahren Gold der Gottesliebe und lebt in der Wahrheit. Aus ihrer innigen Verbindung mit Gott erwächst als eine wunderbare Blüte die wahre Nächstenliebe in Christus. Unser Vater hört nie auf, die Seele, in der er sein Reich errichtet hat, mit seiner Güte zu erfüllen.
So mag die »kleine Herde« manchmal von denen verspottet und verachtet werden, die dem Reich Gottes noch nicht begegnet sind oder es wieder verloren haben. Doch die Verheißung des Vaters bleibt bestehen. Das ist ihre Freude und Stärke!