“Du hast meine Fesseln gesprengt” (Ps 116,16b)
Wie unendlich tief geht unsere Erlösung und welch große Freiheit schenkt sie uns!
In der Tat: Wie sehr kann uns die Sünde fesseln! Wie stark binden wir uns an das so vergängliche irdische Leben! Wie oft sind wir Gefangene in uns selbst und wagen es nicht, dieses Leben Gott ganz anzuvertrauen und es so wahrhaftig und in der Fülle zu leben!
Viele Fesseln können unseren Gang behindern und schwer machen, und wie häufig werden wir sie trotz allem aufrichtigen Bemühen nicht recht los.
Doch der Psalmvers gibt uns Hoffnung!
Unser Vater will uns befreien. Nichts läßt er unversucht, um uns in die wahre Freiheit der Kinder Gottes zu führen. Vom Weg des Verderbens ruft er uns heraus auf den Weg des Heils. Aus der Blindheit führt er uns heraus auf den Pfad des Lichtes. Aus einem Leben der Unordnung geleitet er uns in das geordnete Leben der Gnade; aus der Ruhe und Rastlosigkeit auf einen Weg des Friedens.
Nach und nach werden wir merken, wie unser Leben immer freier wird; wie der Herr die Fesseln löst und unser Gang immer behender wird. Wenn wir uns ihm ganz anvertrauen, befreit er uns auch aus der Knechtschaft der Menschenfurcht, welche das Leben so leicht zu fesseln vermag.
Auch wenn wir den Weg der Nachfolge unseres Herrn schon länger beschritten haben, brauchen wir noch tiefere Befreiung und werden sie erhalten, wenn wir unseren Weg aufrichtig gehen.
Auf dem inneren Pfad der Nachfolge des Herrn richtet der Heilige Nikolaus von der Flüe an ihn drei Bitten, welche in die ganze Freiheit führen und alle Ketten lösen sollen:
“Herr, nimm alles von mir, was mich hindert zu Dir!
Herr, gib alles mir, was mich fördert zu Dir!
Herr, nimm mich mir und gib mich ganz zu eigen Dir!”