2 Tim 1,6-8.13-14
Mein Sohn! Ich rufe dir ins Gedächtnis: Entfache die Gnade Gottes wieder, die dir durch die Auflegung meiner Hände zuteil geworden ist! Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit. Schäme dich also nicht des Zeugnisses für unseren Herrn und auch nicht meiner, seines Gefangenen, sondern leide mit mir für das Evangelium!
Gott gibt dazu die Kraft: Als Vorbild gesunder Worte halte fest, was du von mir gehört hast in Glaube und Liebe in Christus Jesus! Bewahre das dir anvertraute kostbare Gut durch die Kraft des Heiligen Geistes, der in uns wohnt!
Die Worte der heutigen Sonntagslesung mögen alle gläubigen Katholiken ermutigen, dem Zeugnis des Evangeliums entsprechend zu leben und angesichts der zunehmenden antichristlichen Atmosphäre nicht zu verzagen, die sich jeden Tag verdichtet und auch nicht vor den Toren der Kirche Halt macht.
Wir sind alle – je nach der besonderen Mission, die Gott uns schenkt – Zeugen des Evangeliums, welches uns anvertraut ist. Gott der berufen hat, ..ist auch treu und jedem gibt er die entsprechende Gnade, um auf die ihm aufgetragene Weise das Evangelium zu bezeugen.
Timotheus wurde durch den hl. Paulus belehrt, und an dieser Lehre sollte er festhalten, ja, die entsprechende Gnade, welcher er durch die Handauflegung des Völkerapostels empfangen hatte, wieder neu entfachen. Timotheus war Bischof und übernahm daher innerhalb der verschiedenen Berufungen, welche Gott schenkt, als Nachfolger der Apostel einen besonders verantwortungsvollen Dienst. An diesen erinnert ihn Paulus mit den Worten der heutigen Lesung eindrücklich und ermutigend.
Am heutigen Tag, dem 6. Oktober 2019, beginnt in Rom die sog. Amazonassynode. Viele von den Zuhörern, die täglich meine Ansprachen verfolgen, werden kaum wissen, um was es sich bei einer solchen Synode handelt oder aber verschiedene Information erhalten haben.
Es würde den Rahmen dieser Betrachtungen sprengen, über die verschiedenen Aspekte dieser Synode zu berichten. Nur soviel sei zur Erklärung gesagt: sie soll den Dienst der Kirche im Amazonasgebiet, der „ökologischen Lunge der Welt“, zum Inhalt haben; aus verschiedenen Gründen soll dieses Gebiet in der Synode eine besondere Beachtung finden.
Vor einigen Monaten wurde ein Arbeitspapier, das sog. „Instrumentum laboris“ veröffentlicht. Einige kompetente Kardinäle und Bischöfe sowie gut informierte Gläubige haben diese Arbeitsgrundlage sehr intensiv kritisiert. Kardinal Brandmüller z.B. sagt, daß an manchen Stellen sogar die Gefahr der Apostasie (des Glaubensabfalls) erkennbar sei. Auch der ehemalige Glaubenspräfekt, Kardinal Müller, übte deutlich Kritik an diesem Papier, ebenso Kardinal Burke, Kardinal Sarah, Weihbischof Schneider und andere.
Es ist mir bewußt, daß manche Themen dieser Synode wenig den konkreten Glaubensvollzug berühren. Doch das könnte sich ändern, würden manche Vorschläge des Arbeitspapiers verbindliche Weisungen für die Kirche. Deshalb ist es gut, manche Vorschläge des Arbeitspapiers zu kennen und auch den Geist zu identifizieren, welcher hinter diesen Vorschlägen steht.
Wir dürfen dabei nicht übersehen, daß die Bischofssynode über die Familie in der Folge das nach wie vor umstrittene päpstliche Dokument „Amoris laetitia“ hervorbrachte, welches bis heute in Bezug auf die Möglichkeit, die hl. Kommunion unter bestimmten Umständen auch an Menschen in einer zweiten intimen Verbindung zu geben, während noch eine gültige Ehe existiert, Unruhe und Konfusion hervorbringt. Die überzeugten Gegner dieser päpstlichen Verlautbarung sind der Auffassung, daß hier die bisherige klare Linie der Kirche aufgeweicht und so der Kirche Schaden zugefügt wird.
In der heutigen Betrachtung möchte ich zwei Punkte kommentieren, welche in dem Arbeitspapier und im Umfeld der Synode oft bei Vertretern moderner Richtungen zur Sprache kommen.
- Wegen des Priestermangels in diesem riesigen Gebiet des Amazonas, z.B. in Brasilien, wird immer wieder die Forderung laut, daß man doch erprobte Männer (viri probati) zu Priestern weihen könnte, wobei auch Frauen in besondere Verantwortung für die Gemeinden berufen werden sollen, bis hin zu der Vorstellung, Frauen zur Diakonatsweihe und sogar zur Priesterweihe zuzulassen.
Selbst wenn es so ist, daß es verheiratete Priester gibt – wir kennen dies von orthodoxen Priestern oder von Anglikanern, die zur katholischen Kirche konvertierten – ist der Zölibat doch ein besonderes Geschenk Gottes an die Kirche, das einen spezifischen Wert hat.
Mit dem Zölibat verwirklichen die Priester die Lebensweise des Herrn und folgen auch hierin seinen Wegen. Sehr erhebend ist es auch, die bräutliche Dimension zu betrachten, welche in einer solchen Berufung liegt. Der Priester, der ja die Person Christi widerspiegelt, ist sozusagen mit der Kirche verheiratet, er kümmert sich um sie, versorgt sie mit der geistlichen Nahrung des Wortes und der heiligen Sakramente. Er ist ganz für diesen Dienst frei und muß sich nicht um die Anliegen einer natürlichen Familie kümmern. Dieser Aspekt ist sehr wichtig, denn dies schenkt ihm auch die Beweglichkeit, überall dorthin zu gehen, wohin er gerufen ist, und er wird nicht eingeschränkt von evtl. berechtigten Forderungen seiner Verwandtschaft.
Als Bischof Kräutler – einer der Amozonasbischöfe – zu Papst Benedikt XVI. mit der Sorge des Priestermangels kam, antwortete ihm dieser, daß er um Berufungen beten solle. Der Bischof erhielt also die Antwort, die mit dem Evangelium übereinstimmt, in dem der Herr empfiehlt, um Arbeiter für den Weinberg zu bitten. Hier wird deutlich, daß Priesterberufungen Gnade Gottes sind.
- Was nun die Weihe von Frauen betrifft, ist schon längst eine Entscheidung gefallen. Der heilige Papst Johannes Paul II. hatte die Diskussion um ein Frauenpriestertum autoritativ für beendet erklärt, weil die Kirche keine Macht hätte, die bisherige Regelung zu ändern. Die Kirche ist an das Beispiel und den Auftrag des Herrn gebunden.
Forderungen in eine andere Richtung verkennen hier das Wesen der Kirche und wollen diese an die Welt anpassen. Im Zuge einer falsch verstandenen Emanzipation sollten Rechte von Frauen gesichert werden. Es gibt jedoch kein Recht auf eine Berufung in den Priesterdienst, sondern die Berufung zum Priestertum bleibt in der Autorität des Herrn. Der Herr hat Frauen in seine Nähe gerufen, aber hat sie nicht zu Priestern gemacht. Solche Forderungen zu wiederholen ist unnütz und bringt außerdem Konfusion und Schaden für die Kirche mit sich.
Morgen gilt es, noch auf einen sehr ernsten Aspekt des Arbeitspapier für die heute beginnende Synode einzugehen, denn wir Gläubige sollten wissen, mit was sich die Hirten der Kirche beschäftigen. Allem, was der wahrhaftigen Verkündigung des Evangeliums dient, ist von Herzen zuzustimmen. Gibt es aber zweifelhafte Aussagen oder gar solche, die vom Glauben wegführen, gilt es zu widerstehen.