Grundausrüstung zur Abwehr der antichristlichen Mächte
Dies ist die vorletzte Betrachtung über den Antichristen im Rahmen der täglichen Meditationen. Ich weiß sehr wohl, daß viele Fragen noch offen sind und der weiteren Vertiefung bedürfen. Deshalb werde ich morgen, in der letzten Betrachtung über dieses Thema, noch einmal darauf hinweisen, daß die Weiterführung auf einem anderen Weg geschehen wird, besonders für jene, die sich vom Herrn angesprochen sehen, sich bewußt den antichristlichen Tendenzen und Kräften entgegenzustellen. Für den breiten Kreis, der die täglichen Ansprachen hört, mögen nun allgemeine Ratschläge dienlich sein.
Um den Verführungen antichristlicher Täuschungen zu entgehen ist es wichtig, an der gesunden Lehre und der aus ihr kommenden Praxis der Kirche (Orthopraxis) festzuhalten. Der Apostel Paulus geht so weit zu sagen, daß – selbst wenn ein Engel vom Himmel käme und ein anderes Evangelium verkünden würde, wir ihm nicht glauben sollen (vgl. Gal 1,8). Die katholische Kirche hat – Gott sei dafür unendlich gedankt – eine klare und unzweideutige Lehre. Diese kann sehr wohl vertieft und noch genauer verstanden werden, aber sie kann sich nicht widersprechen. Nie sollte man jemandem das Ohr zuneigen, der nicht das klare Wasser heilsamer Lehre weitergibt oder die Lehre gar in Frage stellt oder relativiert. Das Ohr vor Fabeleien zu verschließen, wie es der Heilige Paulus rät (vgl. 2 Tim 4,3-4), ist bereits ein Akt des Widerstandes, weil wir damit dem Irrtum keinen Raum zur Ausbreitung geben.
Die Moral der Kirche hat sich nicht geändert. Sünde bleibt Sünde und kann nicht verharmlost werden. Wahre Barmherzigkeit heißt nicht, die Sünde zu relativieren, sondern dem Menschen zu helfen, aus seiner Situation herauszufinden, damit sein Leben objektiv mit dem Willen Gottes übereinstimmt. Dazu ist viel Geduld nötig und Härten sind zu vermeiden. Doch niemals kann Barmherzigkeit bedeuten, Menschen in ihrer ungeordneten Lebensweise zu belassen und sie darin gar zu bestätigen. Das wäre eine Irreführung und gegen die transzendente Bestimmung des Menschen, nämlich als wahres Kind Gottes zu leben, gerichtet. Praktizierte Homosexualität z.B. bleibt eine Sünde, wie auch Ehebruch, Sexualität außerhalb der Ehe, Selbstbefriedigung usw., selbst wenn die ganze Welt, einschließlich irregeleiteter Bischöfe und Priester, etwas anderes erzählen würde. Die Heilige Kommunion kann nur im Stand der Gnade empfangen werden. Wer nicht direkt den Menschen in diesem oder anderen kritischen Bereichen unmittelbar helfen kann, für den bleibt der Weg des Gebetes und des Opfers offen.
Wer fest steht und in dieser Hinsicht Verantwortung übernimmt, leistet bereits Widerstand gegen die dunklen Mächte, weil diese – wenn möglich – auch die Gläubigen verwirren und verführen möchten, ihr klares Denken und den entsprechenden Weg zu verlassen oder zu relativieren. Wenn aber die Gläubigen nicht mehr den wahren Weg Gottes gehen und bezeugen, wer soll ihn dann noch gehen? Soll Jesus die Steine sprechen lassen, weil er niemanden mehr hat, der ihm treu bleibt (vgl. Lk 19,40)?
Die Mission der Kirche hat sich nicht geändert. Nach wie vor gilt es allen Menschen das Evangelium zu verkünden (vgl. Mt 28,19-20), denn niemand kann ohne unseren Herrn Jesus gerettet werden. “Niemand kommt zum Vater, außer durch mich” (Joh 14,6b). Jede Form von Dialog und ökumenischer Bemühung ist nur dann authentisch, wenn dieser klaren Weisung Jesu zur Mission entsprochen wird. Es kann nicht das Ziel der Mission sein, daß die Moslems bessere Moslems werden und die Hindus bessere Hindus werden usw., sondern daß sie dem Heilswillen Gottes begegnen, der sich im Kommen seines Sohnes offenbart hat (vgl. Joh 3,16). Niemand kann dies ändern, weder Papst noch Bischöfe noch sonst irgendein Geschöpf.
Wer daran festhält, leistet aktiven Widerstand gegen die Mächte der Verwirrung, welche die Sendung Jesu und der Kirche verfälschen wollen, um sie in ein allgemein religiöses Gefüge einzubinden und somit ihrer heilsnotwendigen Dimension zu berauben. Der Heilige Paulus beschreibt uns im Epheserbrief die Waffenrüstung Gottes (vgl. Eph 6,11-18)). Die Verkündigung des Evangeliums ist eine geistliche Angriffswaffe, denn sie entreißt den Mächten des Bösen ihre Macht über die Seelen und verkündet den Sieg des Herrn.
Der Weg der Heiligkeit hat sich nicht geändert. Zuerst gilt es die Liebe Gottes aufzunehmen und auf sie zu antworten, in die innige Beziehung mit Gott einzutreten und sie zu pflegen. Dazu hat uns Gott sein Wort, das Gebet, die Sakramente und vieles andere geschenkt.
Die Gottesliebe steht an erster Stelle und ihr entspringt die authentische Nächstenliebe. Es ist wichtig, daß wir diese Hierarchie beachten. Dies ist auch der wesentlichste Inhalt der Verkündigung, denn es geht um das Heil der Seelen, welche der Erlösung harren und die Liebe unseres Vaters kennenlernen sollen. Alle anderen Themen sind nachzuordnen. Nicht die Weltverbesserung kann im Vordergrund kirchlicher Sendung stehen, sondern immer die Offenbarung der Gottesliebe durch unseren Herrn Jesus Christus.
“Ich habe ihnen deinen Namen kundgetan und werde ihn kundtun, damit die Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen ist und ich in ihnen bin.” (Joh 17,26)
Wer im Stand der Gnade lebt, auf diese vier angegebenen Themen sorgfältig achtet und sich nicht verwirren läßt, besitzt bereits ein stabile Grundausrüstung, den antichristlichen Kräften zu widerstehen und sich nicht blenden zu lassen. Ich werde morgen noch einige Punkte hinzufügen und auch Namen aus der Hierarchie nennen, die in dieser existenziellen Krise Klarheit behalten und Orientierung gegeben haben. Es sind nicht viele, aber der Herr hat die Seinen in dieser Dunkelheit nicht ohne Hilfe gelassen.