Der Antichrist und viele Antichristen
Das Zeugnis der Heiligen Schrift
Das Kommen eines Antichristen am Ende der Zeiten, vor der Wiederkunft Christi, wird von wachsamen Christen erwartet, welche die entsprechenden Stellen der Heiligen Schrift kennen. In der Literatur gibt es ebenfalls Hinweise auf diesen Widersacher Christi.
Die Heilige Schrift spricht davon, daß viele Antichristen aufgetreten sind, wie es folgende Stelle aus dem Johannesbrief bezeugt:
„Meine Kinder, die letzte Stunde ist da. Ihr habt gehört, daß der Antichrist kommt, und jetzt sind viele Antichriste aufgetreten. Daran erkennen wir, daß die letzte Stunde da ist. Sie sind aus unserer Mitte gekommen, aber sie haben nicht zu uns gehört; denn wenn sie zu uns gehörten, wären sie bei uns geblieben. Es sollte aber offenbar werden, daß sie alle nicht zu uns gehören.“ (1 Joh 2,18-19)
Der Text spricht hier im Plural von „vielen Antichristen“, und nimmt wohl die Antichristen im weitesten Sinne in den Blick, z.B. können das Irrlehrer sein, die die Gläubigen verführen. Darauf weist auch der zweite biblische Text hin:
„Denn viele Verführer sind in die Welt hinausgegangen, die nicht den im Fleisch gekommenen Jesus Christus bekennen. Das ist der Verführer und der Antichrist!“ (2 Joh 1,7)
Betrachten wir diese Textstellen, dann werden wir feststellen, daß es im Laufe der Geschichte vieles gab, was der Lehre des Evangeliums widersprach, z.B. philosophische Richtungen, die im Widerspruch zur geoffenbarten Wahrheit stehen, politische Herrschaftsformen, Ideologien, nachchristliche Religionen und Kulte.
Die antichristliche Präsenz kann sich in verschiedenen Personen inkarnieren. Wir können auch von einem „antichristlichen Geist“ sprechen, der sich z.B. in bestimmten Geistesströmungen manifestiert.
Ohne Zweifel haben die frühen Christen jene römischen Kaiser als Antichristen angesehen, durch welche sie grausame Verfolgungen erlitten. In ihnen spiegelt sich auch wider, was wir in der späteren Literatur als Beschreibung antichristlicher Gestalten entdecken. Im Laufe der Geschichte können wir Herrscher benennen, die eine Ähnlichkeit mit dem zu erwartenden Antichristen am Ende der Zeiten haben oder auch seine Vorläufer sind. Denken wir nur an die Führer der Türken Talat Pascha und Enver Pascha, welche den Massenmord an den christlichen Armeniern zu verantworten haben, an Lenin und Stalin, an Adolf Hiltler, Mao Tse-tung um einige der schrecklichsten Antichristen neuerer Zeit zu benennen.
Wir können von einer parallel laufenden Linie sprechen. Einmal sind viele Antichristen gemeint und im anderen Fall wird besonders von einem Antichristen gesprochen, der am Ende der Zeiten eine Weltherrschaft errichten wird. Einerseits sehen wir also, daß der Antichrist eine dauernde Erscheinung in der Geschichte ist und immer und überall als Gegner Gottes auftritt. Dann weist vieles darauf hin, daß am Ende der Zeiten eine Verdichtung des Geheimnisses der Bosheit in einem Menschen gegenwärtig sein wird. Paulus schreibt:
„Denn das Geheimnis der Bosheit ist schon am Werk; nur muß erst der beseitigt werden, der es jetzt noch zurückhält. Dann wird jener Gottlose offenbar werden.“ (2 Thess 2,7-8)
Gemeinsam ist den beiden Linien, daß sie von einem Geist inspiriert sind, der sich gegen die Göttlichkeit Jesu Christi stellt und das Evangelium entweder zurückweist, es umdeutet oder gar für sich in den Dienst nehmen möchte. Seien es geistige Strömungen oder konkrete Personen – sie erhalten ihre Inspiration und Kraft nicht von Gott, sondern aus dämonischen Quellen.
Im selben Brief sagt Paulus, im Zusammenhang mit der Wiederkunft Christi am Ende der Zeiten:
„Laßt euch durch niemanden und auf keine Weise täuschen! Denn zuerst muß der Abfall von Gott kommen und der Mensch der Gesetzwidrigkeit offenbar werden, der Sohn des Verderbens, der Widersacher, der sich über alles, was Gott oder Heiligtum heißt, so sehr erhebt, daß er sich sogar in den Tempel Gottes setzt und sich als Gott ausgibt. Erinnert ihr euch nicht, daß ich euch dies schon gesagt habe, als ich bei euch war. Dann wird der gesetzwidrige Mensch offenbar werden. Jesus, der Herr, wird ihn durch den Hauch seines Mundes töten und durch das Erscheinen seiner Ankunft vernichten. Der Gesetzwidrige aber wird bei seiner Ankunft die Kraft des Satans haben. Er wird mit großer Macht auftreten und trügerische Zeichen und Wunder tun. Er wird jene, die verloren gehen, mit allen Mitteln der Ungerechtigkeit täuschen; denn sie haben sich der Liebe zur Wahrheit verschlossen, durch die sie gerettet werden sollten. Darum läßt Gott sie der Macht des Irrtums verfallen, sodaß sie der Lüge glauben; denn alle müssen gerichtet werden, die der Wahrheit nicht geglaubt, sondern an der Ungerechtigkeit Gefallen hatten.“ (2 Thess 2.3-5.8-12)
Der Katechismus der katholischen Kirche legt zu diesem Thema nieder:
Vor dem Kommen Christi muß die Kirche eine letzte Prüfung durchmachen, die den Glauben vieler erschüttern wird. Die Verfolgung, die ihre Pilgerschaft auf Erden begleitet, wird das Mysterium der Bosheit enthüllen: Ein religiöser Lügenwahn bringt den Menschen um den Preis ihres Abfalls von der Wahrheit eine Scheinlösung ihrer Probleme. Der schlimmste religiöse Betrug ist der des Antichrist, das heißt des falschen Messianismus, worin der Mensch sich selbst verherrlicht, statt Gott und seinen im Fleisch gekommenen Messias. (KKK 675)
Der Schwerpunkt meiner Überlegungen liegt in der Erwartung der Ankunft einer konkreten Person (oder noch einer seiner Vorläufer), welche der von der Heiligen Schrift erwartete Antichrist sein wird, der vor Wiederkunft Christi kommt.
Vom Zeugnis der Heiligen Schrift her gesehen erscheint das Kommen einer entsprechenden Person logisch, wenn dieser Antichrist wie ein „weltlicher Erlöser“ auftreten würde, um die Menschen zum Abfall von Christus zu führen! Da es ein vom Teufel in den Dienst genommener Mensch sein wird, wird er Christus nachzuahmen versuchen, um möglichst Viele zu täuschen. Mit diesen Überlegungen folge ich den meisten Autoren, welche sich mit diesem Thema beschäftigt haben.
Sein Kommen würde wohl durch die Verbreitung von Irrtümern, vom Glaubensabfall (der Apostasie), von sittlicher Dekadenz, von der inneren Schwächung der Kirche vorbereitet sein – eben durch die Wirksamkeit des immer vorhandenen antichristlichen Geistes.
Als ein – wie man annehmen muß – globaler Weltherrscher, müßte er ein Instrumentarium vorfinden, welches ihm erlaubt, über die gesamte Menschheit Kontrolle auszuüben! Die Verwirrung des Geistes, welche durch die Sünde geschieht, ist unschwer zu erkennen, und die heutigen technischen Möglichkeiten würden eine totale Überwachung der Menschen möglich machen.
Fassen wir zusammen: Die Heilige Schrift bezeugt sowohl das Kommen eines Antichristen als auch die Wirksamkeit vieler Antichristen. Dieser „Sohn des Verderbens“ wird im Geiste Lucifers auftreten, welcher in der Welt bereits wirksam ist, um die Menschen zum Abfall von Gott zu führen und selbst ein Weltreich zu errichten, in dem er angebetet werden möchte.