Hebr 10,5-10
Darum spricht Christus bei seinem Eintritt in die Welt: Schlacht und Speiseopfer hast du nicht gefordert, doch einen Leib hast du mir geschaffen; an Brand- und Sündopfern hast du kein Gefallen. Da sagte ich: Ja, ich komme, so steht es über mich in der Schriftrolle, um deinen Willen, Gott, zu tun. Zunächst sagt er: Schlacht- und Speiseopfer, Brand- und Sündopfer forderst du nicht, du hast daran kein Gefallen, obgleich sie doch nach dem Gesetz dargebracht werden; dann aber hat er gesagt: Ja, ich komme, um deinen Willen zu tun. So hebt Christus das Erste auf, um das Zweite in Kraft zu setzen. Aufgrund dieses Willens sind wir durch die Opfergabe des Leibes Jesu Christi ein für alle Mal geheiligt.
Es ist das Entscheidende, daß wir Gottes Willen tun. Alle Opfer und alle Übungen der Hingabe an Gott müssen dahin führen, Gottes Wille genauer zu erkennen und besser zu tun. „Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten“ (Joh 14,15), ruft uns der Herr zu, und wir könnten hinzufügen: Diese Liebe führt dazu, den Willen Gottes immer genauer zu erforschen, nichts in sich zu dulden, was dem Willen Gottes im Wege stehen könnte.
Das ist ein großes Werk der Liebe und auch das Ziel der mystischen Vereinigung mit Jesus.
Die Heilige Schrift unterstreicht in vielen Passagen – wie auch heute – diesen zentralen Punkt, damit sich das Werk des Heils vollziehen kann. Nur wenn dem Willen Gottes entsprochen wird, erfüllen sich die Absichten Gottes auf einem unmittelbaren Weg.
Wir kennen in der Mutter Jesu und ihrem Sohn zwei wunderbare Bespiele, die uns helfen, den Willen Gottes auch in schwierigen Situationen zu tun: ´
Die Verkündigung durch den Engel in Nazareth und die Einwilligung Mariens in Gottes Heilsplan, der in all den Auswirkungen für sie dunkel war.
In Gethsemane – angesichts des großen Leides – erfüllte der Herr den Willen seines Vaters. „ Aber nicht mein, sondern dein Wille soll geschehen.“(Lk 22,42)
Wir als Christen verstehen uns als Gesandte des Herrn, denn das Werk der Erlösung soll ja – nach dem Willen des Herrn – alle Menschen erreichen. So sollte uns immer wieder vor Augen stehen, daß Jesus deshalb gekommen ist, um die Menschen zum Himmlischen Vater heimzuführen. Gerade auch jetzt, wenn wir das wunderbare Fest der Geburt Jesu erwarten und alle Lieblichkeit dieses Geschehens im Herzen tragen, bleibt uns gegenwärtig: Der Herr kam für alle. Die Freude an der Geburt des Herrn soll allen bekannt werden, damit sie das Heil finden!
So hat unser geistlicher Weg zwei wesentliche Elemente: Der Weg der Heiligung, der ja ein Weg der Vereinigung mit dem Willen Gottes ist, dient zu unserer Vervollkommnung und damit auch zur Ehre Gottes, denn seine Herrlichkeit strahlt in größerer Weise in unserem Leben auf.
Dieser Weg der größeren Nähe zum Willen Gottes befähigt uns dazu, dem allgemeinen Heilswirken Gottes, der Verkündigung des Evangeliums, besser zu dienen! Wenn wir bemüht sind, dem Willen Gottes in allem zu folgen und so unsere Freiheit sich auf das Richtige ausrichtet, dann geht es darum, das Wirken und die Sprache des Heiligen Geistes genauer kennenzulernen. Er ist es, der uns in alle Wahrheit führt (vrgl. Joh 16,13). Das gilt nicht nur für die Erkenntnis und für das tiefere Verständnis unseres Glauben, sondern auch für die Weise unserer Lebensführung, die Überwindung der inneren Barrieren, für die Antriebe zur Nächsten- und Feindesliebe, für die Schulung und Formung, wie der Wille Gottes sich konkret in uns entfalten kann!
Deshalb ist es so wichtig, das Gespräch mit dem Heiligen Geist aufzunehmen und zu pflegen, denn man kann den Willen Gottes immer feiner und genauer erkennen. Dazu braucht es eine zunehmende innere Freiheit und Gelöstheit in Bezug auf Verhaftungen im irdischen Dasein, aber auch im seelischen Wahrnehmen des Lebens.
Allzu oft sind wir noch von vorübergehenden Empfindungen eingenommen, die unsere geistige Beweglichkeit in Bezug auf die Führung durch den Heiligen Geist einschränken. So bedarf auch unsere emotionale Wirklichkeit der Reinigung, damit unsere Empfindungen immer mehr der gegebenen Wirklichkeit entsprechen.
Nehmen wir als Beispiel die Freude, eine Frucht des Heiligen Geistes. Eigentlich und in Wahrheit müßte die geistige Freude immer in uns vorhanden sein und sich – wenn auch manchmal nur im Innersten verborgen – durchsetzen. Wir wissen ja, daß Gott alle Dinge zum Guten wenden kann, auch wenn sie zunächst bedrohlich sind und Trauer auslösen! Die Erlösung, welche uns der Herr schenkt, umfaßt alle Situationen des Lebens und des Todes, einschließlich des Ewigen Lebens!
Aus diesem Grund gibt es keine Situation, die von der fürsorglichen Liebe Gottes losgelöst ist, denn Gottes Wille zum Heil der Menschen ist immer vorhanden und in jeder Lage ist dieser Wille am Werk. Und dies ist ein Grund zur Freude, zur Freude an Gott. Wenn wir diese Wahrheit immer wieder meditieren und sie uns vom Heiligen Geist tiefer aufschließen lassen, dann können gegenteilige Empfindungen von dem milden Licht des Heiligen Geistes berührt werden und sich verwandeln: Die Trauer wird nicht maßlos und führt nicht zur Verzweiflung, die Angst wird von der Hoffnung berührt, die verschiedensten Empfindungen werden geordnet und verschließen nicht für die feineren Wahrnehmungen des Geistes!
Sicher ist es der Wille des Herrn, daß wir das Evangelium in dem Geist verkünden, in dem es uns anvertraut wurde. Es ist eine überwältigende frohe Botschaft, die Hoffnung für die ganze Menschheit bringen kann, wie es der Engel des Herrn den Hirten in Bethlehem sagte: „Fürchtet euch nicht! Denn ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll. Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren, nämlich der Messias der Herr.“(Lk 2,10-11)