Hebr 10,19-25
Wir haben also die Zuversicht, Brüder, durch das Blut Jesu in das Heiligtum einzutreten. Er hat uns den neuen und lebendigen Weg erschlossen durch den Vorhang hindurch, das heißt durch sein Fleisch. Da wir einen Hohenpriester haben, der über das Haus Gottes gestellt ist, lasst uns mit aufrichtigem Herzen und in voller Gewissheit des Glaubens hintreten, das Herz durch Besprengung gereinigt vom schlechten Gewissen und den Leib gewaschen mit reinem Wasser. Lasst uns an dem unwandelbaren Bekenntnis der Hoffnung festhalten, denn er, der die Verheißung gegeben hat, ist treu. Lasst uns aufeinander achten und uns zur Liebe und zu guten Taten anspornen. Lasst uns nicht unseren Zusammenkünften fernbleiben, wie es einigen zur Gewohnheit geworden ist, sondern ermuntert einander, und das umso mehr, als ihr seht, dass der Tag naht.
Mahnungen und Aufforderungen des Apostels sind da, um sie zu beachten! Das gilt heute noch, wenn auch die Zeit anders ist! Es gibt Hinweise, die zeitlos bleiben in der Nachfolge des Herrn! Einer davon ist es, aufeinander zu achten und sich gegenseitig zur Liebe und zu guten Taten anzuspornen!
Sicher ist das eigene Beispiel wohl am überzeugendsten und spricht die Menschen immer an! Doch darüber hinaus kann man auch im Gespräch oder bei der Arbeit versuchen, den größeren Weg der Liebe zu wählen und ihn entsprechend – in Liebe – anderen mitteilen!
Dies ist eine Grundentscheidung für die Liebe, die man treffen sollte, und von dieser Grundentscheidung her kann sich dann alles in immer mehr von der Liebe gezeichneten Wegen mitteilen!
Die heilige Teresa von Avila traf einmal die heroische Entscheidung, von allen vorhandenen Möglichkeiten immer die Vollkommendendste zu wählen und – konsequent, wie wir ihr in ihren Schriften begegnen – wird sie alles versucht haben, dies umzusetzen! Ihr Mitarbeiter bei der Reform des Karmelordens, der heilige Johannes vom Kreuz, sagte: „Am Abend des Lebens werden wir nach der Liebe gerichtet!“ Und unser vorzüglicher Lehrer, der heilige Apostel Paulus, benennt als höchste Gabe des Geistes die Liebe!
Treffen wir also eine Entscheidung, alles nach dem Gesichtspunkt der Liebe zu ordnen, dann verändert sich unser Leben, dann wird das Einwirken auf einen anderen Menschen jenen Geschmack bekommen, welcher der wahren Liebe zu eigen ist! Es wird mehr eine sanftmütige Weise sein, die aber nicht mit Weichlichkeit verwechselt werden darf! Der heilige Franz von Sales, von dessen Weisheit wir vor einigen Tagen hörten, sagt, daß man die Menschen leichter mit Honig als mit Bitterkraut gewinnt! Damit ist sicher die Milde gemeint!
Wir sehen, daß der Apostel zu positiven Begriffen greift: „Lasst uns aufeinander achten und uns zur Liebe und zu guten Taten anspornen“ und weiter: „Lasst uns nicht unseren Zusammenkünften fernbleiben…, sondern ermuntert einander…! Das ist eine ermutigende Art und Weise, mit den Menschen umzugehen, die ihnen eine Perspektive aufzeigt, sie zum Guten anregt und aus dem Raum einer ständigen Kritik heraustritt!
Selbstverständlich gehört zu dieser Liebe auch die Korrektur des Bruders, besonders wenn er auf den falschen Weg geraten ist oder in der Gefahr steht, es zu tun! Es geht ja um ein hohes Gut! Doch ist es wichtig, ihm in der Liebe zu begegnen, welche immer für den anderen Menschen ist, sein Heil möchte, und es darf nicht von dem oft ätzenden Gift der Verurteilung und Ablehnung des Menschen bestimmt sein!
Das bedeutet, am eigenen Herzen zu arbeiten und immer wieder um ein neues Herz zu bitten! Die innere Verbindung mit dem Heiligen Geist wird uns helfen – nicht nur durch Überlegungen, uns für die Liebe zu entscheiden, was äußerst lobenswert ist, sondern im Eingehen auf seine Führung das Grundprinzip von Liebe und Wahrheit als eine ständige Inspiration wahrzunehmen und die innere Korrektur durch denselben Geist zu erfahren!
Ein Schritt, um eine solche Liebesentscheidung zu stützen, wäre die Gewissenserforschung, welche bei den Priestern und Ordensleuten zu Beginn der Komplet (letztes Gebet am Tag) vorgesehen ist: Habe ich heute dem Ruf der Liebe entsprochen? Wie kann ich es noch besser tun? Dann wird uns der Geist des Herrn umso mehr unterweisen!