349. Kleine Vaterbetrachtung
“Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm.” (1 Joh 4,16)
Der königliche Weg ist die Liebe. Bleiben wir Menschen in der Liebe, dann bleibt unser Vater in uns. Und diesen Weg können wir allezeit und unter allen Umständen gehen. Immer können wir versuchen, uns für die größere Liebe zu entscheiden. Es ist Gott selbst, der uns die wahre Liebe lehrt, denn er hat die Liebe in unser Herz eingegossen. “Weil ihr aber Söhne seid, sandte Gott den Geist seines Sohnes in unsere Herzen, den Geist, der ruft: Abba, Vater.” (Gal 4,6) Mit der Einwohnung des Heiligen Geistes, der die Liebe des Vaters und des Sohnes ist, lebt der Zeuge der Liebe und Wahrheit in uns.
Dieser immer gegenwärtige Zeuge zeigt uns nicht nur den Weg der Liebe, sondern er schenkt uns auch die Gnade, den Weg zu gehen. Im Hören auf ihn und im Vollbringen durch seinen Beistand durchdringt die Liebe unser ganzes Leben. Wenn wir bereit sind, unserem göttlichen Freund zu folgen und unsere Seele seiner Führung anvertrauen, dann läßt er es gar nicht mehr zu, daß wir uns gegen seinen Rat entscheiden. Er macht uns unruhig, wenn wir uns falsch orientieren und erlaubt uns keine Abweichungen (vgl. Apg 16,6-7). Wenn wir seinen Spuren folgen, gibt es uns Frieden und Klarheit.
Das ist der königliche und zugleich einfachste Weg, wie unser Vater in uns und wir in ihm dauerhaft verweilen können. Wenn wir der Führung durch den Heiligen Geist folgen und in Übereinstimmung mit ihm leben, dann ist alles, was wir tun, von der Liebe bestimmt. Er, der uns erinnert, was Jesus gesagt und getan hat (vgl. Joh 14,26), wird alles tun, damit unser Vater mit Freude auf unser Leben schauen und sich an seinem Werk der Liebe erfreuen kann.
Es ist nicht schwierig, diesen Weg zu gehen. Wir müssen nur lernen, mit dem Heiligen Geist vertraut zu werden und seine Weise des Wirkens kennenlernen.
In dem uns so werten Vaterbüchlein von Madre Eugenia Ravasio heißt es: “Ich will euch noch zeigen, wie ich durch meinen Heiligen Geist zu euch komme: Das Wirken der dritten Person meiner Gottheit vollzieht sich lautlos, und oft bemerkt es der Mensch auch gar nicht. Doch für mich ist es eine sehr geeignete Weise, um nicht nur im Tabernakel zu wohnen, sondern in den Seelen all jener, die sich im Stand der Gnade befinden.”