DER »KAIROS« DES HERRN

“Wer, wenn nicht wir? Wann, wenn nicht jetzt?” (Jeanne d’Arc)

Jeanne d‘Arc hat diese Worte vermutlich ihrem Heer gegenüber ausgesprochen. Dieses Heer wurde ihr im Auftrag Gottes von König Karl VII. zur Verfügung gestellt, um Frankreich von der Gewaltherrschaft der Engländer zu befreien.

Es ist ein Wort, das vom »Kairos« spricht. Der »Kairos« ist das »Jetzt«, der richtige Augenblick, im Gegensatz zum anderen griechischen Begriff, dem »Chronos«, der die lineare, messbare Zeit beschreibt. Das »Jetzt«, von dem Jeanne spricht, ist das »Jetzt Gottes«, das unser Mitwirken mit seiner Gnade einschließt.

“Siehe, jetzt ist sie da, die Zeit der Gnade; siehe, jetzt ist er da, der Tag der Rettung” (2 Kor 6,2), bezeugt uns die Heilige Schrift. Wir leben im »Jetzt« der Gnade Gottes, das er der ganzen Welt in seinem Sohn anbietet.

Jeanne wußte, daß ihr nur eine kurze Zeitspanne zur Verfügung stand, um ihren Auftrag auszuführen. Eine bestimmte Zeit, die Gott ihr gegeben hatte, und nur in dieser Spanne konnte sie das ausführen, was sein Wille war. Deshalb drängte sie ihre Soldaten zum Handeln.

“Wer, wenn nicht wir? Wann, wenn nicht jetzt?” Sie wußte, es war die Stunde des Herrn und auch ihre Stunde.

Es kann also geschehen, daß sich unser Vater auch an uns wendet und uns drängt, zu handeln, wenn der »Kairos«, das »Jetzt« für uns gekommen ist. Dann darf es kein Zögern mehr geben, kein Zurückweichen, denn dann ist die Stunde des Handelns gekommen, auf die wir vielleicht schon lange gewartet haben und auf die wir vorbereitet wurden.

Vielleicht gibt es keinen anderen Menschen, der diesen ganz bestimmten Auftrag des Herrn erfüllen kann, der genau diesen von Gott vorgesehenen Weg zurücklegen kann.

Dann kann für uns das Wort in der Einzahl gelten:

“Wer, wenn nicht ich? Wann, wenn nicht jetzt?”