DER HIRTENDIENST GOTTES

347. Kleine Vaterbetrachtung

“Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen(Ps 23,1).

Unser Vater teilt sich uns durch Bilder unserer menschlichen Erfahrungswelt mit, um sich verständlich zu machen. Das Bild des guten Hirten auf dem Feld, welcher die ihm anvertraute Herde in Wachsamkeit nicht aus den Augen läßt, will uns vermitteln, wie der Herr über die Seinen wacht.

Wir wissen, wie ein guter Hirte mit seinen Schafen umgeht und wie ein schlechter Hirte die ihm anvertraute Herde vernachlässigt. Er flieht, wenn der Wolf kommt, um sich selbst zu retten. Es liegt ihm nicht wirklich an seiner Herde. Der Herr nennt solche Hirten »Mietlinge« (Joh 10,12-13).

Als Katholiken verstehen wir auch sehr gut, wie dieses Bild des guten Hirten auf diejenigen übertragen wird, welche die »Herde der Gläubigen« weiden sollen. Die dazu Berufenen sollen den Hirtendienst des himmlischen Vaters vergegenwärtigen. In ihnen soll die liebende Sorge um unser Heil konkret erfahrbar werden.

Gott – der Hirte der ganzen Menschheit – hat diesen so großen Dienst den Hirten der Kirche anvertraut und ihnen alles gegeben, was für den Weg durch die Zeit ins Ewige Leben gebraucht wird; so sagt es uns der Psalmvers: Es fehlt nichts, für alles hat Gott Sorge getragen. Der gute Hirte ist sogar gerufen, sein Leben für die Schafe zu geben (Joh 10,11), wie es unser göttlicher Hirte getan hat.

Wenn Situationen entstehen, welche die menschlichen Möglichkeiten eines wirksamen Hirtendienstes übersteigen, dann ist es der göttliche Hirte selbst, der die Seinen durch alle Bedrängnisse führt.

Unser Vater kennt sehr genau die Lebenssituation, in der jeder einzelne und die ganze Menschheit sich befinden. Er läßt uns wissen, daß er als guter Hirte in seiner Hirtenliebe immer alles zu unserem Heil fruchtbar werden läßt.