Die Geburt des Herrn in uns, Teil 5
In den bisherigen Texten dieser Woche haben wir die Meditation des Wortes Gottes, den Rosenkranz und das Herzensgebet betrachtet, und haben am Rande auf den Empfang der Heiligen Kommunion in der Zelebration der Heiligen Messe hingewiesen. Zum letzteren Thema noch einige Gedanken.
Mit der Heiligen Kommunion vollzieht sich ja eine innige Vereinigung mit dem Herrn und er dringt tiefer in unsere Seele ein. Im “Vaterbuch”, welches ich oft erwähne, schenkt uns der Himmlische Vater zu diesem Thema folgenden Einblick:
“Manchen Seelen erscheint der Satz “ich komme in euch“ wie ein Mysterium, doch ist er kein Mysterium! Denn nachdem ich meinen Sohn beauftragt hatte, die Heilige Eucharistie einzusetzen, nahm ich mir vor, jedesmal, wenn ihr die Heilige Kommunion empfangt, in euch zu kommen. Sicher – nichts hindert mich, auch vor dem Empfang der Eucharistie in euch zu kommen, denn nichts ist mir unmöglich. Doch der Empfang dieses Sakramentes ist ein Vorgang, der leicht verständlich ist, und der leicht erklärt, wie ich in euch komme! Wenn ich persönlich in euch bin, gebe ich euch auf viel unmittelbarere Weise all das, was ich besitze, vorausgesetzt, daß ihr mich darum bittet.
Durch dieses Sakrament vereinigt ihr euch mit mir aufs Innigste und in dieser innigsten Beziehung ergießt sich meine Liebe über euch und bewirkt, daß sich eure Seele mit meiner Heiligkeit schmückt. Ich durchflute euch mit meiner Liebe, so müßt ihr nichts weiter tun, als mich um jene Tugenden und Vollkommenheiten zu bitten, die euch mangeln. Ihr könnt sicher sein, daß in diesen Augenblicken, da Gott im Herzen seiner Geschöpfe ruht, euch nichts verweigert wird.“
Die aufmerksame Teilnahme an der Heiligen Messe und der Empfang der Heiligen Kommunion sind ein großes Geschenk für die Vertiefung des Glaubens und der Einwohnung Gottes in uns. Das gilt umso mehr, wenn sie würdig zelebriert wird und in all ihren Elementen der Heiligkeit dieses wunderbaren Geschehens entspricht. Die Seele kann sich dann leichter der Gegenwart Gottes öffnen, als wenn der Gottesdienst selbst z.B. durch banalisierende Elemente schon eine Verformung erleidet.
Um die angestrebte Vertiefung zu erreichen, wäre es sehr gut, wenn wir, sowohl vor der Heiligen Messe als auch danach, je nach Möglichkeit, einige Zeit in der Stille verweilen könnten, um die Seele sowohl auf die Begegnung mit dem Herrn vorzubereiten als auch danach das empfangene Gut sich tiefer einsenken zu lassen.
Ein wichtiges Element zur Vertiefung des geistlichen Lebens ist immer die Suche nach Stille, um mit dem Herrn alleine zu sein. Der Herr liebt es, wenn er mit einer Seele alleine ist. Er teilt sich ihr dann in einer vertrauten Weise mit.
In dem oben erwähnten Büchlein heißt es:
“Ich will euch auch zeigen, wie ich durch meinen Heiligen Geist zu euch komme. Das Wirken der dritten Person meiner Gottheit vollzieht sich lautlos, und oft bemerkt es der Mensch auch gar nicht. Doch für mich ist es eine sehr geeignete Weise, um nicht nur im Tabernakel zu wohnen, sondern auch in den Seelen all derer, die sich im Stand der Gnade befinden. Dort errichte ich meinen Thron, um für immer hier zu bleiben als der wahre Vater, der sein Kind liebt und ihm beisteht. Niemand kann sich die Freude vorstellen, die ich empfinde, wenn ich mit einer Seele alleine bin.“
Bei der Vertiefung unseres inneren Lebens geht es also darum – nachdem wir dem Herrn unser Herz weit geöffnet haben und es ihm immer wieder, bei jeder kleinsten Verletzung der Liebe, zur Versöhnung hinhalten -, daß sich dieses göttliche Leben in uns entfaltet.
Damit wird der innere Weg angesprochen, denn es heißt in der Schrift: “Das Reich Gottes ist mitten unter euch” (Lk 17,21). Die Heilige Teresa von Avila sagt dazu:
“Um mit ihrem Himmlischen Vater zu sprechen und sich seiner Gesellschaft zu erfreuen, braucht die Seele nicht zum Himmel aufzusteigen… Sie bedarf keiner Flügel, ihn zu suchen; es genügt, daß sie sich in die Einsamkeit zurückziehe und ohne Unterlaß auf ihn schaue” (Weg 28)