DER HERR KOMMT UNS UNENDLICH NAHE

477. Kleine Vaterbetrachtung

“Ich werde euch ähnlich, damit ihr mir ähnlich werdet.” (Botschaft von Gottvater an Madre Eugenia Ravasio)

Unser himmlischer Vater möchte, daß wir ihn verstehen lernen. Unvorbereitet kann er uns nicht in die ewige Anschauung seiner Herrlichkeit “von Angesicht zu Angesicht” (1 Kor 13,12) aufnehmen. Zuerst haben wir unseren Weg als erlöste Menschen auf der Erde zurückzulegen.

Unser Vater steigt in seinem Sohn in unsere menschliche Natur hinab und wird einer von uns: “In allem uns gleich, außer der Sünde”  (Konzil von Chalcedon, 451 n. Chr.). So macht sich Gott uns verständlich in unserer eigenen Erfahrungswelt.

Und wir staunen: In der Nachfolge seines Sohnes können wir ihm ähnlich werden und ihn immer tiefer erkennen, denn die Herrlichkeit Gottes leuchtet uns in Jesus auf, wie es das Johannesevangelium verkündet: “Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.” (Joh 1,14)

Wie hätte es unser Vater noch deutlicher machen können, als in der zweiten Person der Gottheit Mensch zu werden? Kann unser Vater sich uns noch ähnlicher machen, als wenn er uns seine Göttlichkeit in seinem Sohn entdecken läßt?

Gewiß nicht, denn damit tritt er ja sogar in eine menschliche Familie ein – in die dem Menschen vertrauteste Beziehung, wie wir das besonders in den innigen Stunden der Weihnacht betrachten, wenn wir dem Kind an der Krippe unser Herz schenken. Kommt uns Gott da nicht unendlich nahe und spricht uns mit dem Liebreiz eines Kindes an? Wer kann da widerstehen? Und wenn wir dem Kinde unser Herz schenken, dann zieht er, der heilige Gott, in unser Herz ein und macht uns ihm ähnlich.

All das werden wir tiefer und tiefer entdecken, und in unendlich vielen Beispielen werden wir die Weisheit und liebevolle Demut dessen entdecken, der sich klein macht, um uns groß werden zu lassen.