DER HERR BESCHÜTZT DIE FREMDEN

96. Kleine Vaterbetrachtung

“Der Herr beschützt die Fremden und verhilft den Waisen und Witwen zu ihrem Recht.” (Ps 146,8)

Die fürsorgliche Liebe unseres Vaters nimmt alle Menschen in den Blick und mahnt uns, besonders auf jene Menschen zu achten, die leicht an den Rand geschoben werden. Fremde sind bedürftig. Leicht werden sie ausgenutzt und betrogen, wenn sich die Liebe ihrer nicht annimmt und ihrer Fremdheit feinfühlig begegnet, um sie in der Liebe zu beheimaten.

Für unseren Vater ist niemand fremd; und auch die Kirche vermag allen Menschen eine Heimat zu geben, wenn sie in der Liebe des Vaters bleibt und handelt. In der Kirche gibt es keine “Ausländer”, in der Kirche versammeln sich alle Völker um einen Vater und sind gerufen, als seine Kinder zu leben.

Auch die Waisen und die Witwen bedürfen der Beheimatung. Gerade sie, die des natürlichen Schutzes ihrer Familie verlustig gegangen sind, sollen in die große Familie der Gotteskinder eingefügt sein; deshalb legt der Herr sie uns besonders ans Herz. Es ist sein Herz, das uns lehrt, sie nicht zu übersehen und ihre Rechte zu achten; Ja, mehr noch: ihnen unsere besondere Liebe zuzuwenden und ihnen auf diese Weise die Liebe unseres Vaters zu bezeugen.

Es geht in all den biblischen Mahnungen, für die Bedürftigen einzutreten, nicht nur um die Sicherstellung ihrer Rechte, sondern daß sie sich von der fürsorglichen Liebe unseres Vaters umgeben wissen, der niemanden vergißt, jede Not kennt und ihr Abhilfe verschaffen möchte. Wenn wir Menschen dies aufnehmen und den Bedürftigen zu Hilfe eilen, dann erfahren sie durch uns konkret die Liebe des Vaters, die neben der Linderung der Not den Trost schenkt, nicht vergessen und allein gelassen zu sein.

Die Werke der Barmherzigkeit sind uns anvertraut, um überall die Liebe des Vaters gegenwärtig zu setzen und selbst zu liebenden Menschen zu werden. Ist es transparent, daß es nicht nur humanitäre Werke sind, die wir vollbringen, kann es die Menschen dazu führen, dankbar die Liebe unseres Vaters anzuerkennen. Geschieht dies, dann ist es für die Bedürftigen nicht nur ein Recht und eine Hilfe, die dankbar entgegengenommen wird, sondern eine Begegnung mit dem lebendigen Gott, der in seinen Kindern gegenwärtig ist. Das würde ihre Not noch tiefer lindern, denn an Gott können sie sich immer wenden – gerade auch dann, wenn sie von anderen Menschen vergessen werden.