DER HERR BESCHÜTZT DIE FREMDEN

 

“Der Herr beschützt die Fremden und verhilft den Waisen und Witwen zu ihrem Recht.” (Ps 146,8)

Die fürsorgliche Liebe unseres Vaters nimmt alle Menschen in den Blick und mahnt uns, besonders auf jene zu achten, die oft an den Rand geschoben werden. Fremde sind bedürftig. Leicht werden sie ausgenutzt und betrogen, wenn sich die Liebe ihrer nicht annimmt, ihrer Fremdheit feinfühlig begegnet und sie so in der Liebe beheimatet.

Für unseren Vater ist niemand fremd. Auch die Kirche, wenn sie in der Liebe des Vaters bleibt und handelt, vermag allen Menschen Heimat zu geben. Hier gibt es keine »Ausländer«, denn in der Kirche versammeln sich alle Völker um einen Vater und sind gerufen, als seine Kinder zu leben.

Auch die Waisen und Witwen bedürfen der Beheimatung. Gerade sie, die des natürlichen Schutzes ihrer Familie verlustig gegangen sind, sollen in die große Familie der Kinder Gottes eingefügt sein; deshalb legt der Herr sie uns besonders ans Herz. Sein Herz ist es, das uns lehrt, sie nicht zu übersehen und ihre Rechte zu achten, ja, mehr noch: ihnen unsere besondere Liebe zuzuwenden und ihnen so die Liebe unseres Vaters zu bezeugen.

Es geht in all den biblischen Mahnungen, für die Bedürftigen einzutreten, nicht nur um die Sicherstellung ihrer Rechte, sondern daß sie sich von der fürsorglichen Liebe unseres Vaters umgeben wissen, der niemanden vergißt, jede Not kennt und ihr Abhilfe verschaffen möchte. Wenn wir Menschen das aufnehmen und den Bedürftigen zu Hilfe eilen, dann erfahren sie durch uns ganz konkret die Liebe des Vaters, die neben der Linderung der Not auch den Trost schenkt, nicht vergessen und allein gelassen zu sein.

Die Werke der Barmherzigkeit sind uns anvertraut, damit wir überall die Liebe des Vaters gegenwärtig setzen und selbst zu liebenden Menschen werden. Wenn transparent wird, daß es nicht nur humanitäre Werke sind, die wir vollbringen, kann es die Menschen dazu führen, dankbar die Liebe unseres Vaters anzuerkennen. Geschieht dies, dann ist es für die Bedürftigen nicht nur ein Recht und eine Hilfe, die dankbar angenommen wird, sondern eine Begegnung mit dem lebendigen Gott, der in seinen Kindern gegenwärtig ist. Das würde ihre Not noch tiefer lindern, denn an Gott können sie sich immer wenden – gerade auch dann, wenn sie von anderen Menschen vergessen werden.