DER HEILIGE PFAD DER FASTENZEIT | Tag 1: “Ruf zur Umkehr“

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Nun liegen die vierzig Tage vor uns, um uns auf das herrliche Fest des höchsten Feiertages der Kirche vorzubereiten, die siegreiche Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus.

Voll Freude werden wir rufen: “Tod, wo ist Dein Stachel; Hölle, wo ist Dein Sieg?” (1 Kor 15,55). Der Herr ist auferstanden von dem Toten!

Es ist sehr wichtig, in dem Bewußtsein zu leben, daß wir bis Ostern einen Weg zurückzulegen haben, um die Gnade dieses Geschehens ganz aufzunehmen. Nennen wir diesen Weg »den heiligen Pfad der Fastenzeit«

Auf diesem Pfad werde ich sowohl Elemente aus der Leseordnung des tridentinischen Ritus als auch solche der neuen Leseordnung (der ich gewöhnlich in meinen Ansprachen folge) einbeziehen, sowie andere geistliche Literatur. Wer lieber auf die täglichen Auslegungen der Heiligen Schrift zurückgreifen möchte, kann diese im Archiv nachlesen. Wir geben am Ende des Textes jeweils einen Link dazu an.

Vierzig Tage sind durchaus eine lange Zeit! Wenn wir jeden Tag bewußt wahrnehmen, um zu dem großen Ziel zu gelangen, dann wird jeder Tag ein Abschnitt auf dem Weg sein.

So erinnert uns dieser Weg auch an das Leben selbst. Wir sind unterwegs zu unserem Ziel – zur Ewigen Gemeinschaft mit Gott. Jeder Tag ist uns gegeben als Vorbereitung auf die Ewigkeit, jeder Tag ist wichtig und ein Abschnitt, uns zu bewähren und Gott und den Menschen zu dienen.

Vierzig Jahre zogen die Israeliten durch die Wüste, bevor sie das verheißene Land betreten konnten. Vierzig Tage zog sich unser Herr in die Wüste zurück, um zu fasten und zu beten, bevor er seine öffentliche Mission begann.

Zu Beginn dieser heiligen Zeit erinnert uns die kirchliche Liturgie an unsere kreatürliche Existenz. “Staub bist du und zum Staub kehrst du zurück” (Gen 3,19b). Sie ruft zu Buße und Fasten auf.

Das ist das große Thema der heutigen Lesung aus dem Propheten Joel (2,12-18): Die wahrhaftige Umkehr zu Gott. Der Mensch ist oft auf Abwegen und kennt die Liebe Gottes noch nicht richtig. Er soll sie jedoch kennenlernen und sich von seinen Sünden abwenden und von Gott befreien lassen.

Die Umkehr zu Gott ist ein zentrales Thema in unsrem Leben: Sei es, daß wir aus dem Zustand der Sünde und Trennung von Gott in den Gnadenstand einkehren dürfen, sei es, daß wir die Umkehr schon vollzogen und sie nun täglich zu vertiefen haben.

Stellen wir uns vor Augen, was die Umkehr bedeutet: Sie ist die Einladung von Gott, mit ihm in der ganzen Einheit zu leben. Gott möchte nichts anderes, als daß wir seine Liebe ganz aufnehmen; und er hilft uns, daß alles ausgeräumt wird, was dem im Wege steht. Es ist also ein gnadenhafter Ruf zum wahren Leben. So mögen wir unsere Sünden beweinen, dennoch aber vertrauensvoll auf den schauen, der es liebt, sie uns zu vergeben.

Vielleicht betrachten wir manchmal den Ruf zur Umkehr und zur Buße mit etwas Furcht, als ob uns etwas genommen werden könnte. Ja, es soll uns etwas genommen werden, bzw. wir sollen selbst etwas hergeben, nämlich das, was uns hindert zu Gott, was uns im Weg steht, uns in falscher Weise bindet, was uns belastet, was unsere Freude eintrübt und unseren Gang schwer macht. Wir sind gerufen, unsere subtilen Formen des Egoismus und der Egozentrik zu überwinden und freie Menschen in Gott zu werden.

Ist das ein Grund, sich vor der Fastenzeit zu fürchten? Ist es ein Grund, sozusagen eine Art Grauschleier über diesen vierzig Tagen zu vermuten, der dann erst an Ostern vorbeigeht? Gewiß nicht!

Der Ruf zur Umkehr ist ernst und frei von jeder Art von Leichtfertigkeit. Ernsthaftigkeit und Freude aber schließen sich gegenseitig nicht aus. Auch das Fasten ist eine Gnade, denn es soll in uns die Selbstsucht mindern und das Herz für die Armen öffnen.

Nehmen wir heute am ersten Tag des beginnenden heiligen Pfades folgendes mit: Gott lädt uns ein, unseren Glauben zu vertiefen, die Hoffnung zu mehren und die Liebe zu einem hellen und wärmenden Licht für diese Welt zu machen, die es so bitter nötig hat. Alles, was uns hilft, Gott und die Menschen mehr zu lieben, sei auf diesem Pfad willkommen!

So möge uns das Gebet des Heiligen Bruder Niklaus von der Flüe begleiten:

Mein Herr und mein Gott, nimm alles von mir, was mich hindert zu Dir!

Mein Herr und mein Gott, gib alles mir, was mich fördert zu Dir!

Mein Herr und mein Gott, nimm mich mir und gib mich ganz zu eigen Dir!

  

Link zur ersten Lesung vom Aschermittwoch: https://elijamission.net/2022/03/02/

Link zur ersten Lesung vom Aschermittwoch: https://elijamission.net/2021/02/17/