Der Brief an die Römer (Röm 1,1-7.13-17): »Der Gehorsam des Glaubens«

Nach der Auslegung des Johannesevangeliums und der Apostelgeschichte sowie den Betrachtungen zu Pfingsten möchte ich meinen Blick auf den Brief des heiligen Paulus an die Römer richten. Er ist der umfangreichste seiner Briefe und wird auch als »das Testament des heiligen Paulus« bezeichnet. Ich werde nicht den gesamten Text nehmen, sondern primär einige wichtige Passagen auswählen und kommentieren. In diesem Zusammenhang rate ich, den gesamten Römerbrief in der eigenen Bibel zu lesen und somit auch die empfohlene tägliche Schriftlesung zu praktizieren.

Wie zuvor geben wir am Ende wieder einen Link zu einer Auslegung der Tageslesung oder des Evangeliums aus den Vorjahren an.

Röm 1,1-7.13-17

Paulus, Knecht Christi Jesu, berufen zum Apostel, auserwählt, das Evangelium Gottes zu verkündigen, das er durch seine Propheten im voraus verheißen hat in den heiligen Schriften: das Evangelium von seinem Sohn, der dem Fleisch nach geboren ist als Nachkomme Davids, der dem Geist der Heiligkeit nach eingesetzt ist als Sohn Gottes in Macht seit der Auferstehung von den Toten, das Evangelium von Jesus Christus, unserem Herrn. Durch ihn haben wir Gnade und Apostelamt empfangen, um in seinem Namen alle Heiden zum Gehorsam des Glaubens zu führen; zu ihnen gehört auch ihr, die ihr von Jesus Christus berufen seid. An alle in Rom, die von Gott geliebt sind, die berufenen Heiligen: Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus.

Ihr sollt wissen, Brüder, daß ich mir schon oft vorgenommen habe, zu euch zu kommen, aber bis heute daran gehindert wurde; denn wie bei den anderen Heiden soll meine Arbeit auch bei euch Frucht bringen. Griechen und Nichtgriechen, Gebildeten und Ungebildeten bin ich verpflichtet; so liegt mir alles daran, auch euch in Rom das Evangelium zu verkündigen. Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht: Es ist eine Kraft Gottes, die jeden rettet, der glaubt, zuerst den Juden, aber ebenso den Griechen. Denn im Evangelium wird die Gerechtigkeit Gottes offenbart aus Glauben zum Glauben, wie es in der Schrift heißt: Der aus Glauben Gerechte wird leben.

Aus der Apostelgeschichte wissen wir, daß Paulus als Gefangener nach Rom kam, da er sich gegenüber den Anklagen der Juden aus Jerusalem auf den Kaiser berufen hatte. Dort konnte er, wie die Heilige Schrift berichtet, bei leichter Haft privat wohnend das Evangelium für einige Zeit ungehindert verkünden. Vermutlich wurde der Römerbrief während des vorausgehenden dreimonatigen Aufenthalts in Griechenland geschrieben, und zwar in Korinth, dem Zentrum seiner Griechenlandmission (Apg 20,2 f.).

Paulus stellt sich zunächst als Apostel vor, der vom auferstandenen Herrn autorisiert wurde, das Evangelium zu verkünden und “alle Heiden zum Gehorsam des Glaubens zu führen”. Hier stoßen wir bereits auf einen Begriff, dem wir immer wieder in verschiedenen Weisen begegnen werden und der wichtig ist, daß wir ihn verinnerlichen. Das gilt sowohl für unser eigenes Glaubensleben, als auch für die Weitergabe des Glaubens. Das Liebesangebot Gottes, uns die Erlösung in seinem Sohn Jesus Christus anzubieten, ist ein freies und unverdientes Geschenk seiner Gnade. Da die Erlösung in Christus jedoch der einzige Weg zum Heil ist und uns in Jesus die Wahrheit begegnet, geht daraus hervor, daß es unserer gehorsamen Antwort bedarf.

Es ist also kein Heilsangebot unter anderen, dem wir nach Belieben folgen können, sondern es hat immer eine Konsequenz. Wenn unser Vater auch geduldig ist und auf den Menschen warten kann, wenn er auch alle Wege kennt, um auch jene zum Heil zu führen, die nicht die Gnade einer authentischen Verkündigung des Evangeliums empfangen haben, so gilt doch: Wer sich willentlich der Wahrheit verschließt, in den kann Gott mit seiner Liebe nicht eindringen und sein Leben formen – er ist nicht in den »Gehorsam des Glaubens« eingetreten.

Auch der Mensch, der im Irrtum verharrt, kann die Gnade Gottes nicht aufnehmen. Gewiß wird Gott in seiner Liebe weiter werben und alles tun, um ihn zum Gehorsam des Glaubens zu führen. Doch es bleibt die Entscheidung des Menschen, ob er sein Leben nach dem Ruf ausrichtet, der an ihn ergangen ist.

Die Gemeinde in Rom hat auf den Ruf des Herrn geantwortet und Paulus sehnt sich danach, sie zu treffen: “Denn wie bei den anderen Heiden soll meine Arbeit auch bei euch Frucht bringen. Griechen und Nichtgriechen, Gebildeten und Ungebildeten bin ich verpflichtet; so liegt mir alles daran, auch euch in Rom das Evangelium zu verkündigen”.

Dann spricht unser heiliger Apostel etwas aus, was in unseren Herzen brennen und als Spiegel für uns und unsere Kirche dienen sollte: “Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht”.

Haben wir vielleicht begonnen, uns des Evangeliums zu schämen und verkünden den Herrn nicht mehr in voller Überzeugung? Kann es sein, daß wir uns gegenüber anderen Religionen und auch in der Ökumene schämen, die ganze Wahrheit zu sagen? Fangen wir an, uns dafür zu entschuldigen, daß wir katholisch sind und alle Menschen in die Kirche rufen wollen? Sagen wir, daß jeder doch lieber auf seinem Weg Gott finden soll?

Gewiß darf das Evangelium nicht mit einem irrealen Überlegenheitsgefühl und mit falschen Methoden verkündet werden. Aber es ist kein Auftrag, den man sich selbst gibt, wie es der heilige Paulus in der Einleitung bezeugt. Es ist vom Herrn aufgetragen. Deshalb gilt für alle Zeiten, was der Völkerapostel der Gemeinde in Rom sagt: “Es (das Evangelium) ist eine Kraft Gottes, die jeden rettet, der glaubt, zuerst den Juden, aber ebenso den Griechen. Denn im Evangelium wird die Gerechtigkeit Gottes offenbart aus Glauben zum Glauben, wie es in der Schrift heißt: Der aus Glauben Gerechte wird leben”.

Betrachtung zur Tageslesung: https://elijamission.net/die-eifersucht-des-apostels-2/#more-12023

Betrachtung zum Tagesevangelium: https://elijamission.net/vater-unser-2/#more-14547

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