Vatermeditation
Der siebte des Monats ist für eine Meditation über Gott Vater vorgesehen. Den Betrachtungstext entnehme ich der „Botschaft von Gott Vater an alle Menschen“ durch Madre Eugenia Ravasio, eine kirchlich anerkannte Botschaft.
“Ich habe Euch alle zu jener Würde erhoben, die Kindern Gottes gebührt; ja, ihr seid meine Söhne und Töchter, und ihr sollt mir sagen, daß ich euer Vater bin. Unterlaßt es nicht, mir entsprechend zu vertrauen, denn ohne dieses Vertrauen werdet ihr niemals die wahre Freiheit erlangen.”
Es wird sehr viel von der Würde des Menschen gesprochen, worin sie besteht, daß man sie achten soll, daß sie verteidigt werden muß und vieles mehr. In den vorliegenden kurzen Worten wird uns der tiefste Grund unserer Würde vermittelt: die Erhebung zu Söhnen und Töchtern durch Gott, den Himmlischen Vater. Der Herr möchte, daß wir in der Sicherheit seiner Liebe leben und in diesem besonderen Vertrauen wahre Freiheit erlangen.
Und es ist wahr: Die grundlegende Sicherheit im Leben empfangen wir, wenn wir geliebt sind. Wenn wir dieses “Ja”, das über unserem Leben steht, ganz annehmen, dann kann es sich immer durchsetzen, auch wenn wir in dieser Welt und auch in uns selbst vielen “Neins” begegnen. Die Liebe des Vaters, welche auch unsere Sünde und Abkehr von ihm überwindet, ist immer größer, wenn wir seine Liebe zulassen und zu ihm zurückkehren. Letzterer Punkt ist sehr wichtig, denn es sind nicht wenige Menschen, die die Vergebung, wenn sie in schwere Sünde gefallen sind, von Gott so annehmen, daß sie sich auch selbst vergeben können, sich dann wieder aufrichten, um als Sohn oder Tochter den Weg mit Gott weiterzugehen.
Oft wird die Freiheit eingeschränkt, die wir als Kinder Gottes grundsätzlich empfangen haben: Durch die Ketten der Schuld, durch Ängste, durch ungeordnete Anhänglichkeit an diese Welt und vieles mehr trübt sich unsere Freiheit ein, auf Gott in rechter Weise zu antworten und auf seine Liebe einzugehen.
Wir können auch nicht warten, bis all unsere Beengungen sich schließlich aufgelöst haben, um dann dem Herrn zu vertrauen. Der Weg ist anders: Es ist das grundsätzliche Vertrauen zu Gott, welches der Herr annimmt, um uns zu heilen und seine gütige Vaterschaft ausüben zu können.
Hier ein Beispiel, wie sehr Gott bereit ist, uns immer wieder aufzurichten. Der Vater spricht von seiner Liebe zu uns und nennt sich den “Ozean der Liebe”:
“Damit ihr spürt, wie von Herzen gut ich zu euch allen bin, bin ich dabei, euch den Ozean meiner allumfassenden Liebe zu zeigen. In ihn könnt Ihr euch bedenkenlos und mit geschlossenen Augen hineinversenken. Warum? Weil die Seelen, die durch Laster und Sünden zu bitteren Tropfen geworden sind, in diesem Bad ihre Bitterkeit verlieren. Sie werden von dort reiner herauskommen, glücklich darüber, daß sie gelernt haben, gut und von der Liebe erfüllt zu sein und entsprechend zu handeln.”
Das Vertrauen zu unserem Vater schließt also ein, daß wir auch als gestrauchelte Söhne und Töchter nicht unsere Würde verlieren, der wir leider mit unseren Handlungen oft nicht entsprechen. Wir können diese Würde aber unmittelbar wieder beleben, wenn wir in den “Ozean seiner allumfassenden Liebe” eintauchen und gewinnen so auch unsere Freiheit zurück. Tun wir es nicht, dann bleiben wir in der Gefangenschaft.
Es ist das Vertrauen zu Gott, welches uns die Freiheit schenkt und seine Liebe zu uns entbindet. Auch wenn wir uns mit allen Kräften darum bemühen, ein authentisches Leben der Nachfolge Christi zu führen, bleiben wir nicht ohne Sünden und Schwächen. Wir erreichen also nicht die Freiheit eines Lebens ohne Makel. Es gelingt uns nicht aus eigener Kraft. Im Vertrauen zu unserem Vater jedoch können wir in allen Situationen wahre Freiheit finden, sei es mitten in der Bedrückung durch uns selbst oder durch andere Menschen und Umstände. Immer wird sich ein Weg auftun, wenn wir sagen: “Vater, ich vertraue auf Dich!” Und wenn unser Vertrauen sehr gering ist, dann bitten wir in Anlehnung an die Worte der Jünger des Herrn: “Herr, hilf uns zu vertrauen!” Sie baten: “Herr, stärke unseren Glauben!” (Lk 17,5) und wir bitten zusätzlich: “Stärke unser Vertrauen!”