DAS GOLDENE GEWAND

 

“Höre, o Tochter, sieh her und neige dein Ohr, vergiß dein Volk und dein Vaterhaus!
Der König verlangt nach deiner Schönheit; er ist ja dein Herr, verneig dich vor ihm!” (Ps 45,11-12)

Hier hören wir den Ruf des himmlischen Königs nach ungeteilter Liebe. In ihm drückt sich das Verlangen unseres himmlischen Vaters nach der Seele des Menschen aus, die er zur Königin in seinem Reich machen möchte, wenn sie ihr Ohr neigt und seinen Ruf hört, wenn sie alles hinter sich läßt, um dem Herrn zu folgen. Dann empfängt die Seele ihre höchste Würde aus der Hand des himmlischen Königs: sie wird “herrlich geschmückt, ihr Gewand ist durchwirkt mit Gold und Perlen. Man geleitet sie in buntgestickten Kleidern zum König.”  (Vers 14).

Es ist nicht schwer, dieses wunderbare Psalmwort auf den Heiligen Geist zu deuten, der uns lockt, unserer himmlischen Berufung zu folgen, und der unsere Seele mit den Tugenden und den Früchten des Geistes schmücken möchte. Welch herrliches Gewand bekommt die Seele! Ein Gewand, das im Blut des Lammes reingewaschen (vgl. Apk 7,14) und mit Gold und Perlen geschmückt ist. Wie sehr wird der himmlische Vater und König sich an einer solchen Seele entzücken und sich mit ihr vereinen!

Auch ist es nicht schwierig, bei diesen heiligen Worten unseren Blick der seligen Jungfrau Maria zuzuwenden. Ist sie es nicht, die dem Ruf des himmlischen Königs vollkommen gefolgt ist? Hat sie nicht ihr Ohr geneigt? Und ist nicht gerade sie als Tochter des Vaters, als Mutter des Sohnes und als Braut des Heiligen Geistes von unserem Vater mit Herrlichkeit und Ehre geschmückt worden? Gewiß!

Möge sie uns helfen, daß auch wir uns nach ihrem Vorbild vor unserem hohen Herrn und Vater verneigen und ihm ungeteilt dienen!