Jesus rief aus: Wer an mich glaubt, glaubt nicht an mich, sondern an den, der mich gesandt hat, und wer mich sieht, sieht den, der mich gesandt hat. Ich bin als Licht in die Welt gekommen, damit jeder, der an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibt. Wer meine Worte nur hört und sie nicht befolgt, den richte nicht ich; denn ich bin nicht gekommen, um die Welt zu richten, sondern um die Welt zu retten. Wer mich verachtet und meine Worte nicht annimmt, der hat schon seinen Richter: Das Wort, das ich gesprochen habe, wird ihn richten am Jüngsten Tag. Denn ich habe nicht von mir aus gesprochen, sondern der Vater, der mich gesandt hat, hat mir aufgetragen, was ich sagen und reden soll. Und ich weiß, daß sein Auftrag ewiges Leben ist. Was ich also sage, sage ich so, wie es mir der Vater gesagt hat.
Viele Menschen verstehen noch nicht die Bedeutung des Kommens Jesu in diese Welt, zunächst für die Juden, die jahrhundertelang auf den verheißenen Messias gewartet haben, und dann für alle Menschen. Manche denken vielleicht, Religion sei lediglich »Privatsache« und eigne sich nur für diejenigen, die sich von ihr angezogen fühlen.
Wenn wir aber die gesamte Menschheit betrachten, sehen wir, daß die meisten Menschen auf irgendeine Weise nach Gott suchen und diese Sehnsucht nach Gott tief in ihre Herzen eingepflanzt ist, da Gott selbst sie in uns hineingelegt hat. Viele Menschen kennen jedoch die Wahrheit noch nicht, und die Verkündigung des Evangeliums hat sie noch nicht erreicht oder sie haben sie nicht angenommen. Obwohl sie das Licht der Vernunft besitzen und daher wissen können, daß es Gott gibt und daß er an den Werken der Schöpfung zu erkennen ist (vgl. Röm 1,20), haben sie noch keine persönliche Begegnung mit ihm gehabt, wie es die Güte Gottes für jeden Menschen vorsieht und notwendig ist. Nicht wenige sind in anderen Religionen aufgewachsen und haben daher die Gnade der Begegnung mit Jesus noch nicht empfangen. Ihre Gotteserkenntnis kann noch sehr getrübt sein, sie lassen sich von Götzen täuschen und ihre Religion ist nicht die wahre Religion.
Jesus dagegen, vom himmlischen Vater gesandt, verkündet mit großer Selbstverständlichkeit und mit dem Anspruch der Wahrheit, daß er der Gottessohn und somit der verheißene Messias ist. Sein Kommen bedeutet das Gericht über die Welt. Mehrmals betont Jesus, daß diejenigen ihn aufnehmen, die “der Vater zieht” (Joh 6,44) und daß, wer an ihn glaubt, der Wahrheit folgt.
Der heutige Text präzisiert dies: Das Wort, das Jesus im Auftrag des himmlischen Vaters spricht, ist Wahrheit. Das ist für jeden Menschen das Entscheidende. Wer sich der Wahrheit öffnet, öffnet die Tür für das Licht, das in die Welt gekommen ist. Dieses Licht ist Jesus selbst, der den Menschen erleuchtet (Joh 1,9). Wer es einläßt, bleibt nicht in der Finsternis der Sünde, erwacht aus der zu geringen Kenntnis oder gar Unwissenheit über Gott und läßt Verwirrung und Täuschung hinter sich. In der Person Jesu begegnet er der Wahrheit, auf die hin er geschaffen ist und die nun alles verwandelt. Im Glauben an den Sohn Gottes erwacht das göttliche Leben in ihm und unter dem Einfluß der göttlichen Gnade wird er auf Jesus und sein Wort hören und ihm nachfolgen. In seinem Leben geschieht, was die Weisheit Gottes für ihn vorgesehen hat. Es beginnt sich zu erfüllen, was Gottes heiliger Plan für sein Leben ist. Unter dem Einfluß des Heiligen Geistes erwacht der Gläubige zur Wahrheit der Gotteskindschaft und beginnt als Kind Gottes zu leben. Der Heilige Geist, der nun in dem zum Glauben gekommenen Menschen wirksam ist, formt ihn nach dem Bilde Christi.
Verschließt sich der Mensch jedoch der Wahrheit, die ihm in Jesus angeboten wird, dann hat er seinen Richter, wie Jesus deutlich macht: “Wer mich verachtet und meine Worte nicht annimmt, der hat schon seinen Richter: Das Wort, das ich gesprochen habe, wird ihn richten am Jüngsten Tag”.
Niemand kann gegen die Wahrheit leben, ohne im Tiefsten Schaden zu erleiden, und wenn er sich willentlich der Wahrheit verschließt, wird er nicht nur den Sinn dieses Lebens verfehlen, sondern kann – wie die Schrift deutlich macht – für das ewige Leben in Gott verloren gehen.
Deshalb sollen die Menschen gemäß dem Willen Gottes die Heilsbotschaft hören und benötigen eine vollmächtige und authentische Verkündigung des Evangeliums. Das ist der Auftrag, den die Kirche von Jesus empfangen hat. Es gilt, die Wahrheit zu verkünden, damit das große Geschenk der Barmherzigkeit Gottes alle Menschen erreicht.
Gerade in der heutigen Zeit ist dies durch die weite Verbreitung der Massenmedien sehr gut möglich, auch wenn es nach Möglichkeit immer wieder der Begegnung mit Missionaren vor Ort bedarf, um den Menschen den Zugang zu den Sakramenten zu ermöglichen.
Wie Jesus immer wieder betont, daß er vom himmlischen Vater gesandt ist, so darf auch die Verkündigung der Kirche nie vergessen, daß sie einen göttlichen Auftrag erfüllt! Sie muß sich dessen immer bewußt bleiben, um nicht Gefahr zu laufen, sich dem Geist der Welt anzupassen und womöglich die ihr anvertraute Wahrheit zugunsten einer »falschen Einheit« zu verwässern oder gar aufzugeben. In letzterem Fall hätte sie ihre Sendung verloren.
Es gilt hingegen, den Auftrag des Herrn auszuführen, der er von seinem Vater empfangen hat, damit die Menschen der Wahrheit begegnen und so das Heil erlangen.