Liebe Freunde, die täglich meine Ansprachen hören!
In den kommenden Wochen – bis zum Aschermittwoch – habe ich vorgesehen, vorwiegend direkt geistliche Themen auf diesem Weg der Ansprachen zu behandeln! In meinen täglichen Meditationen flechte ich diese ja immer wieder ein, wenn der Text diese Möglichkeit gibt. Doch mag es hilfreich sein, den Weg der Nachfolge etwas mehr zu systematisieren, damit man einen besseren Überblick bekommt!
Nachdem wir gestern Ratschläge des seligen Heinrich Seuse betrachtet haben, haben wir am heutigen Tag die Freude, wiederum einem sehr guten geistlichen Lehrer zu begegnen: Es ist der heilige Franz von Sales. Er lebte von 1567-1622, bekleidete das Amt eines Bischofs, wurde zum Ordensgründer und hinterließ geistliche Schriften, die von seinem reichen geistlichen Leben zeugen. Die bekanntesten und sehr wertvollen sind die „Philothea“ und „Theotimus“. Franz von Sales galt als der Heilige der Sanftmut, der sich das ganze Leben mühte, seine zornmütige Natur zu besänftigen. Er war ein guter Seelsorger und der geistliche Vater der heiligen Franziska von Chantal. Seine Lehre war nicht nur auf Ordensleute bezogen, sondern sollte auch Menschen, die in der Welt leben, Hilfe auf dem Weg der Vollkommenheit sein. Besonders die „Philothea“ ist ungemein wertvoll und kann heute noch von jedem, der seinen geistlichen Weg vertiefen möchte, mit Gewinn gelesen werden!
Der selige Heinrich Seuse – in der Weltkirche wohl weniger bekannt als im deutschsprachigen Raum – hat heute seinen Gedenktag. Da er ein Dominikaner und ein Mystiker war, der in Deutschland lebte, in der Nähe des Mutterhauses der Gemeinschaft Agnus Dei, möchte ich ihn ehren, denn seine Lehre und seine Weisheitssprüche zeugen von einer gottliebenden Seele und haben Menschen, die auf dem Weg mit Gott sind, immer etwas zu sagen, auch wenn sie kein Ordensleben führen!
Die Sanftmut steht in einer engen Verbindung mit der Geduld und dem inneren Frieden. In gewisser Weise können wir sagen, daß diese sogar eine Art Voraussetzung für sie sind!
Die Sanftmut ist eine Frucht des Geistes, welche nicht einfach aus unserer menschlichen Natur erwächst, sondern als Frucht eines wahren geistlichen Lebens heranreift! Sie hat etwas Sieghaftes und Weltüberwindendes, denn „selig, die keine Gewalt anwenden; denn sie werden das Land erben (Mt 5,5),“ so lehrt es uns die Bergpredigt.
So eilten die Hirten hin und fanden Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe lag. Als sie es sahen, erzählten sie, was ihnen über dieses Kind gesagt worden war. Und alle, die es hörten, staunten über die Worte der Hirten. Maria aber bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach. Die Hirten kehrten zurück, rühmten Gott und priesen ihn für das, was sie gehört und gesehen hatten; denn alles war so gewesen, wie es ihnen gesagt worden war. Als acht Tage vorüber waren und das Kind beschnitten werden sollte, gab man ihm den Namen Jesus, den der Engel genannt hatte, noch ehe das Kind im Schoß seiner Mutter empfangen wurde!
Die Urzelle menschlicher Gemeinschaft, die Familie, hat Gott Vater durch die Geburt seines Sohnes in eine menschliche Familie hinein gestärkt und uns ihr Beispiel vor Augen gestellt. Gott wollte mit seiner Menschwerdung alle Bereiche des Daseins durchdringen und an vorzüglicher Stelle steht zunächst die Familie.
So könnte man das Geschehen an Weihnachten beschreiben.
Gott scheut nicht, sich für die Menschen klein zu machen und sich in Jesus eine Zeit unter die Engel zu stellen, um die Menschen zu erhöhen! Ein kleines Kind in einer Krippe, weit ab von allem repräsentativen Reichtum, eine Grotte, die als Geburtshaus dient, die einfachen Hirten. All das spricht von einer Armut, die jedoch voller Würde ist, denn es ist eine freiwillige Armut. Gott wollte in dieser Armut zu uns kommen und uns den wahren Reichtum zeigen, nämlich seine Liebe!