292. Kleine Vaterbetrachtung
“Bring mir alles, was Dich bedrücken will. Ich bin Dein Vater.” (inneres Wort)
Der Vater lädt uns ein, beständig das zu ihm zu bringen, was sich gerne als Schatten auf die Seele legen will, was sie bedrücken und nach Möglichkeit mutlos machen soll. Damit ist nicht die echte Trauer gemeint, welche die Seele adelt, sondern das, was die Wüstenväter »Tristitia« nannten. Sie sahen darin sogar einen Dämon, der sich der schwermütigen Gefühle bemächtigt oder sie gar hervorruft.
Wichtig ist es, daß wir in einer solchen Lage umgehend den Weg zum Vater beschreiten und nicht ablassen, bis unsere Seele frei ist von trüben Gedanken. Dazu hilft es, den Heiligen Geist anzurufen und uns darüber im Klaren zu sein, daß eine eingetrübte Seele sicher nicht der Zustand ist, der ihrer Würde entspricht.
Es ist durchaus möglich, daß wir uns daran gewöhnt haben, trüben Gedanken und Gefühlen Einlaß zu geben und einfach nur warten, bis sie wieder weggehen. Das reicht aber nicht aus und wird nicht helfen, unsere Seele hell und klar werden zu lassen.
Der Rat unseres Vaters entspricht auch dem Wort Jesu: “Kommt zu mir, die ihr mühselig und beladen seid! Ich will Euch erquicken.” (Mt 11,28)
Mit dieser Einladung drückt der Herr seine Liebe und sein Verständnis für uns aus. Er weiß, daß wir uns leicht in unseren Sorgen und Beengungen verlieren. Deshalb bietet er seine Vaterliebe an, daß wir uns ohne Angst und Scham ihm nähern: Er ist doch unser Vater! Damit ermutigt er uns, im Vertrauen zu ihm zu kommen. Er wird uns helfen, uns nicht den Bedrückungen zu überlassen und stattdessen seine Nähe zu erfahren.