“Im Schatten Deiner Flügel finde ich Zuflucht, bis das Unheil vorübergeht!” (Ps 57,2)
Es kann in unserem Leben vorkommen, daß unser himmlischer Vater Situationen zuläßt, die wir durch eigene Anstrengungen kaum oder gar nicht ändern können und denen wir uns ausgeliefert fühlen.
Denken wir daran, daß auch Jesus selbst manchen Situationen ausgewichen ist und sich verborgen hat. Ein solches Verhalten war bei ihm sicher nicht von übermächtiger Angst bestimmt, sondern von der klugen Einschätzung der Situation.
Wenn wir das Psalmwort beherzigen, wissen wir, daß objektiv keine Situation aussichtslos ist, denn bei unserem Vater – im Schatten seiner Flügel – können wir uns verbergen. Dort, bei ihm, verweilen wir und bringen ihm all unsere Unruhe und Besorgnis, die tatsächlichen und die befürchteten Gefahren, die Unmöglichkeit, selbst Einfluß auf die Situation zu nehmen, und auch die Hilflosigkeit, die wir empfinden.
Unser Vater wird uns »unter seine Flügel nehmen« und auf uns achten. Hier sind wir immer sicher, was auch kommen mag. Er wird uns innerlich stärken, trösten und uns wahrnehmen lassen, daß das Unheil vorübergehen wird. Dann gilt es zu warten, bis es soweit ist, und nicht aus eigener Kraft vorzupreschen. Auch sollten wir nicht denken, es wäre feige, uns unter den Flügeln unseres Vaters zu verbergen! Das gehört zum Realismus unseres Lebens. Das Ziel eines Jüngers des Herrn ist nicht Heldentum, sondern Heiligkeit! Daß man auf dem Weg der Heiligkeit auch heldenhafte Dinge vollbringen kann, das ist eine Zugabe.
Entscheidend ist, daß wir wissen, wohin wir gehen, wenn Unheil droht, und daß wir nicht kopflos werden. Im Schatten der Flügel unseres Vaters wird das Unheil vorübergehen!