Pfingstexerzitien, Teil 4
Der Heilige Geist ist das Licht, welches auch die Finsternis unseres Herzens durchdringt. Aus dem Herzen kommen ja unsere bösen Dinge (vgl. Mt 15,19)! Es muß also durch das göttliche Licht gereinigt werden. So senkt sich der Heilige Geist in uns ein, wenn wir im Stand der Gnade leben. Wir merken dann seine Gegenwart als ein klares Licht, welches uns tiefer mit Gott vereint. Da, wo nun dieses Licht scheint, stößt es auf die Dunkelheit unseres Herzens und lockt uns nun, die Dunkelheit dem Licht zu öffnen.
Machen wir es an einem Beispiel konkret: Der Heilige Geist, der z.B. die Frucht der Sanftmut in uns hervorbringen möchte, stößt auf unsere leicht zum Zorn erregbare Natur. In seinem Licht erkennen wir dies und er ermahnt uns, den Zorn zu zügeln. Er erinnert uns an das Wort : „Selig sind die Sanftmütigen…“ (Mt 5,5). Er ist es, der uns an alles erinnert, was Jesus gesagt und getan hat (vgl. Joh 14,26). In uns kommt es nun zu einer Entscheidung: Wollen wir der Einladung zum Licht folgen oder verharren wir in der Rechtfertigung unseres Zornes. Wenn wir uns jetzt an den Heiligen Geist wenden und ihn bitten, unseren Zorn zu berühren, dann öffnen wir unsere Dunkelheit seinem Licht und die Situation verändert sich. Das können wir nun auf viele Situationen anwenden.
Das Licht des Heiligen Geistes ist die Liebe, die in unsere Herzen ausgegossen ist (vgl. Röm 5,5), denn der Heilige Geist ist die Liebe zwischen dem Vater und dem Sohn. Diese göttliche Liebe wärmt und erhellt unser Herz, berührt es in seiner Tiefe und will es nun an sich ziehen. Wenn Jesus uns auf den Heiligen Geist, den Tröster, aufmerksam macht, dann sagt er, daß er immer bei uns bleibt (vgl. Joh 14,16). Das gilt nicht nur für die Gegenwart, hier in der Welt, sondern auch für die Gegenwart in unserem Herzen. Der Heilige Geist bleibt in einem Herzen, welches im Stand der Gnade lebt, und erleuchtet nicht nur den Verstand, sondern formt auch unser Herz. Wenn wir in einer bestimmten Weise der Frömmigkeit darum bitten, daß unser Herz nach dem Herzen Jesu geformt werden soll, dann wird ein solches Werk durch den Heiligen Geist durchgeführt.
Diese Gegenwart des Heiligen Geistes kann man manchmal im Herzen wahrnehmen, besonders, wenn man sich auf den Weg des tieferen inneren Gebetes macht und auch mit dem Heiligen Geist im Gespräch bleibt. Er ist ja unser geistlicher Lehrer, denn wer könnte uns mehr die Wege Gottes lehren als Gott selbst?
Die Gegenwart des Heiligen Geistes ist in der Regel mild und zärtlich, wie einst beim Propheten Elija, als ihm Gott in einem sanften Wind begegnete (vgl. 1 Kön 19,11-13). Im inneren geistlichen Leben ist das so, bei der Herabkunft des Heiligen Geistes zu Pfingsten war es anders.
Diese Zärtlichkeit des Geistes bedeutet aber nicht etwa Weichheit und falsche Nachgiebigkeit: Nein, der Heilige Geist ist Zeuge der Wahrheit. Darin steht er fest. Doch wird die Wahrheit in Liebe ausgesprochen.
Das können wir z.B. bei der Selbsterkenntnis im Heiligen Geist wahrnehmen. Sie ist nicht anklagend und rauh, nicht etwa deprimierend und vernichtend, sondern wahrhaftig und mild. Sie will die Seele aus der Finsternis ziehen und ins Licht rufen und nicht zwingen. Zwang ist ihr fremd. Im Übrigen kann man hier sehr gut die Unterscheidung der Geister praktizieren, denn Selbsterkenntnis, die uns keinen Ausweg läßt oder gar in die Verzweiflung führt, kommt nicht vom Geist Gottes. Letzterer zeigt uns immer den Weg zum Kreuz, wo Vergebung und Neuanfang möglich werden.