In Cäsarea lebte ein Mann namens Kornelius, Hauptmann in der sogenannten Italischen Kohorte; er lebte mit seinem ganzen Haus fromm und gottesfürchtig, gab dem Volk reichlich Almosen und betete beständig zu Gott. Er sah um die neunte Tagesstunde in einer Vision deutlich, wie ein Engel Gottes bei ihm eintrat und zu ihm sagte: Kornelius! Kornelius blickte ihn an und fragte erschrocken: Was ist, Herr? Er sagte zu ihm: Deine Gebete und Almosen sind zu Gott gelangt und er hat ihrer gedacht. Schick jetzt einige Männer nach Joppe und laß einen gewissen Simon herbeiholen, der den Beinamen Petrus hat. Er ist zu Gast bei einem Gerber namens Simon, der ein Haus am Meer hat. Als der Engel, der mit ihm sprach, weggegangen war, rief Kornelius zwei seiner Haussklaven und einen frommen Soldaten von denen, die ihm treu ergeben waren. Er erzählte ihnen alles und schickte sie nach Joppe.
In der ersten Phase der Evangelisierung sehen wir, wie selbstverständlich das Zusammenwirken zwischen der himmlischen Kirche und den Menschen erfahrbar war: Engel erscheinen und geben den Menschen Anweisungen, was sie zu tun haben. Der Herr selbst unterweist sie in Visionen. Wir haben von der Bekehrung des heiligen Paulus gehört, bei der Gott in dieser Weise eingriff und sichere Führung schenkte.
Auch im heutigen Text begegnen wir einem Engel, der den Hauptmann der römischen Besatzungsmacht, “einen frommen und gottesfürchtigen Mann”, anweist, er solle Petrus, der sich in Joppe befindet, herbeiholen. Der Hauptmann schickt zwei seiner ergebenen Diener, um ihn in sein Haus einzuladen. Unser Vater möchte ihn zum Glauben an den Gottessohn führen und so bereits die Verkündigung des Evangeliums zu denen tragen, die nicht zum Volk Israel gehören.
Gleichzeitig bereitet der Herr den Apostel Petrus durch eine Verzückung auf die Begegnung mit dem Hauptmann Kornelius vor. Dadurch empfängt er eine neue und weitreichende Erkenntnis.
Weiter berichtet der biblische Text über Petrus:
“Es kam eine Verzückung über ihn. Er sah den Himmel offen und eine Art Gefäß herabkommen, das aussah wie ein großes Leinentuch, das, an den vier Ecken gehalten, auf die Erde heruntergelassen wurde. Darin waren alle möglichen Vierfüßler, Kriechtiere der Erde und Vögel des Himmels. Und eine Stimme rief ihm zu: Steh auf, Petrus, schlachte und iß! Petrus aber antwortete: Niemals, Herr! Noch nie habe ich etwas Unheiliges und Unreines gegessen. Da erging die Stimme ein zweites Mal an ihn: Was Gott für rein erklärt hat, nenne du nicht unrein! Das geschah dreimal und sogleich wurde das Gefäß in den Himmel hinaufgenommen.” (Apg 10,10b-16)
Petrus mußte erst noch tiefer verstehen, daß mit dem Kommen des Menschensohnes eine große Gnade für alle Menschen auf die Erde kam und die Mission der Apostel deshalb weit über den bisherigen Rahmen des Volkes Israel hinausgehen würde. Zwar kam der erwartete Messias in der Person Jesu zunächst für die Juden, die lange auf ihn vorbereitet wurden, doch hatte er seine Apostel nach seiner Auferstehung bereits unterwiesen, daß sie in alle Welt hinausgehen und die Völker taufen und lehren werden.
Der Text führt weiter aus:
“Während Petrus noch über die Vision nachdachte, sagte der Geist zu ihm: Siehe, da sind drei Männer und suchen dich. Steh auf, geh hinunter und zieh ohne Bedenken mit ihnen; denn ich habe sie geschickt. Petrus stieg zu den Männern hinab und sagte: Siehe, ich bin der, den ihr sucht. Aus welchem Grund seid ihr hier? Sie antworteten: Der Hauptmann Kornelius, ein gerechter und gottesfürchtiger Mann, der beim ganzen Volk der Juden in gutem Ruf steht, hat von einem heiligen Engel die Weisung erhalten, dich in sein Haus holen zu lassen und zu hören, was du ihm zu sagen hast.” (Apg 10,19-22)
Die Türe zur Verkündigung des Evangeliums war weit geöffnet, und wir sehen, wie Gott selbst die Wege bereitete. Das ist eine gute Lehre für uns, wenn auch wir als Jünger des Herrn im Dienst unseres Vaters stehen, den Herrn zu bezeugen. Es sind nicht primär unsere Anstrengungen und unser Wissen, die über die Fruchtbarkeit der Mission entscheiden. Vielmehr gilt es, vor allem auf den Heiligen Geist zu hören und seinen Weisungen zu folgen. Das lehrt uns die Heilige Schrift.
Es verhält sich nicht so, daß der Heilige Geist nur früher so stark im erfahrbaren Bereich gewirkt hätte – in Visionen und übernatürlichen Mitteilungen aller Art – und heute nicht mehr. Gewiß gibt es verschiedene Wege, wie sich der Heilige Geist mitteilt. All diesen geistgeführten Wegen ist jedoch gemeinsam, daß sie dasselbe Ziel haben: die Verkündigung des Evangeliums an alle Völker. Niemand ist davon ausgeschlossen. Wenn jedoch die Umsetzung dieses Missionsauftrags Jesu nicht mehr das Ziel wäre und stattdessen die Vorstellung Raum gewinnen würde, daß dies heute nicht mehr nötig sei, da es auch andere gleichwertige Wege zu Gott gäbe, dann würde man die Führung durch den Heiligen Geist durch menschliche Überlegungen und Täuschungen ersetzen.
Petrus folgt den Weisungen seines Herrn und wird sich mit den Boten des Kornelius auf den Weg machen und weiter die wunderbaren Taten Gottes erkennen und ihnen dienen dürfen. Ein großer Schritt für die den Aposteln anvertraute Mission wird geschehen!
Betrachtung zur Tageslesung: https://elijamission.net/das-evangelium-mit-klugheit-verkuenden/#more-14160
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