EIN LEBEN IM LÖWENKÄFIG ODER DER GANG IN DIE WÜSTE

Vorwort:

Das Schreiben richtet sich an jene Gläubigen, die in der aktuellen kirchlichen Situation schwerwiegende Abirrungen des Weges der Kirche erkennen und unter dem Pontifikat von Franziskus gelitten haben. Es soll ihnen bei der Einschätzung des neu begonnenen Pontifikats von Leo XIV. helfen. Außerdem hat es die Gläubigen im Auge, die Orientierung suchen, weil sie Widersprüche in der kirchlichen Leitung entdecken und unsicher geworden sind.

Erstaunlicherweise setzen gegenwärtig Katholiken, die mehr traditionell ausgerichtet sind und das Pontifikat von Franziskus aus Überzeugung zurückgewiesen haben, ihre Hoffnung auf die Amtsführung Leos. Vielleicht mag mein Schreiben ihnen helfen, daß sie nicht vernachlässigen, den »Geist der Unterscheidung« anzuwenden, damit sie nicht aufgrund eines illusionären Blicks auf das neue Pontifikat ihre bisher kritische Distanz aufgeben.

Einführung:

Die katholische Kirche befindet sich in einer schwerwiegenden existentiellen Krise. Sie ist dabei, die ihr vom auferstandenen Herrn anvertraute Mission preiszugeben oder sie in etwas anderes verwandeln zu lassen und damit in die Bedeutungslosigkeit abzusinken.

Der Philosoph Dietrich von Hildebrand, (Papst Pius XII. nannte ihn den »Kirchenlehrer des 20. Jahrhunderts«) schreibt 1973 in der Einleitung zu seinem Buch »Der verwüstete Weinberg«, daß es innerhalb der Kirche Feinde gibt. Er nennt sie die »Fünfte Kolonne«. Sie besteht aus Priestern, Theologen und Bischöfen, die ihren Glauben verloren haben, trotzdem aber in der Kirche und in ihrem Amt bleiben.

Diese innerkirchlichen Feinde sind, so Hildebrand, von zwei Motiven bewegt. Das eine Motiv ist, die Kirche von innen zu unterminieren und unter dem Banner von Fortschritt und Reform zu zerstören. Hier ist wohl nicht selten sogar ein Haß gegenüber der Kirche erkennbar.

Das zweite Motiv ist, die Kirche in eine Art humanitäre Vereinigung zu verwandeln. Dazu muß sie säkularisiert und entsakralisiert werden. Auch diese Umwandlung bedient sich der Begriffe: Reform, Fortschritt, Anpassung an den modernen Menschen. Es handelt sich hierbei um eine schwerwiegende Täuschung der Protagonisten. Man will die Kirche nicht zerstören, meint jedoch, sie müsse sich mehr der Welt anpassen und moderner werden, um ihre Aufgabe erfüllen zu können.

Wenn auch unterschiedliche Motive am Werk sind, arbeiten sie doch am selben Ziel. Die Kirche soll ihres übernatürlichen Charakters und damit ihrer vom auferstandenen Herrn anvertrauten Sendung beraubt werden.

Ist das Werk der Zerstörung bereits gelungen?

Ja, weitgehend! Die Kirche ist unter dem Einfluß des Modernismus mit entsprechenden Auswirkungen auf die Morallehre in geistiger Hinsicht krank geworden. Mehr noch: Indem dieses Übel nicht überwunden wurde und somit weiterbesteht, werden immer stärkere antichristliche und dämonische Einflüsse in ihr wirksam.

Übernimmt man den Sprachgebrauch des Philosophen Hildebrand, dann ist es der »Fünften Kolonne« durch die Übernahme des Papstamtes durch den Argentinier Jorge Bergoglio gelungen, bis zur Spitze der Kirche vorzudringen.

Die verheerenden Auswirkungen des letzten Pontifikats sind unübersehbar. Nicht wenige Gläubige erkennen ihre Kirche kaum noch wieder. Sie vermissen schmerzlich die Klarheit der Lehre. In der Praxis gibt es kaum noch eine aufrüttelnde Predigt, die zur Bekehrung und Heiligung aufrufen würde. Sie sehen sich mit einer meist diesseitigen Geisteshaltung konfrontiert und mit einer Kirchenleitung, die auf dem religiösen Gebiet einen Inklusivismus praktiziert, oft aber das Heil in Christus nicht mehr allen Menschen verkündet. Sie betont die Nächstenliebe, ohne primär von der Gottesliebe auszugehen, die uns den Weg zur wahren Nächstenliebe öffnet, und hat weitgehend die Verherrlichung Gottes aus dem Blick verloren.

In meinen vorherigen Veröffentlichungen habe ich auf einige schwere Wunden der Kirche hingewiesen, die im vergangenen Pontifikat geschlagen wurden1.

Dieser abseitige Weg, der durch das Pontifikat von Franziskus noch einmal eine infernale Dynamik erhalten hat, wirkt auch nach dem Tod von Franziskus mit seinem zersetzenden Gift weiter, falls er nicht grundlegend korrigiert wird.

Ein äußerst beunruhigendes und schmerzhaftes Element ist, daß es im Episkopat nur sehr wenig Widerstand gegen den Kurs von Franziskus gab, mit Ausnahme auf die Erklärung »Fiducia Supplicans«. Zwar gab es früh nach »Amoris Laetitia« die von vier Kardinälen unterzeichneten »Dubia«, aber da sie nicht beantwortet wurden, verlief sich dieser Widerstand.

Die Wahl Leos XIV. am 8. Mai 2025

Mancher gläubige Katholik setzte nach dem Tod von Franziskus seine Hoffnung auf den Nachfolger. Viele Gebete wurden gesprochen, ein neuer, rechtgläubiger Papst möge das Schiff der Kirche wieder auf den rechten Kurs führen.

Nun sind mehr als siebzig Tage seit seiner Wahl vergangen und bisher ist ein solcher Kurswechsel nicht erkennbar. Wie der neue Amtsträger selbst bezeugt und von Anfang an deutlich macht, will er den Weg von Franziskus weitergehen. Daher gab es nicht nur keinerlei Kritik am Weg seines Vorgängers, sondern dieser wird von ihm immer wieder lobend erwähnt2. Verwirrende Bischofsernennungen und Besetzungen kirchlicher Ämter machen dies – wie bei Franziskus – ebenfalls deutlich3. Auch die Betonung einer »synodalen Kirche«, und die Unterstützung des von Franziskus initiierten »synodalen Weges« weist eindeutig in eine bestimmte Richtung4.

Am Stil hat sich unter der Führung Leos etwas geändert. Er wirkt katholischer, feiner und überlegter. Doch dürfen keine Illusionen entstehen, denn bisher gab es keine substantielle Veränderung, welche die Hoffnung gläubiger Katholiken auf eine Kehrtwende bestätigen könnten. Der Weg von Franziskus wird fortgesetzt.

Ein Blick zurück

Man kann sagen, daß sich in der Kirche nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil ein modernistischer Geist immer mehr verdichtet hat. Manche meinen, das Konzil selbst sei schon das Übel gewesen. Andere sprechen vom »Geist des Konzils«, mit dem sie alle Neuerungen und weiteren Vorhaben begründen. Ich möchte vorläufig gerne von einem »Ungeist des Konzils« sprechen, der dort am Werk ist, wo zunehmend Inhalte und Positionen vertreten werden, die der Kirche Schaden zufügen.

Vor dem Modernismus mit seinen zerstörerischen Auswirkungen hatten frühere Päpste noch deutlich gewarnt. Sie wollten die Gläubigen davor schützen, philosophischen Strömungen zu erliegen, die Einfluß auf den Glauben der Kirche nehmen und für sie gefährlich werden konnten. Doch diese Warnungen und Maßnahmen konnten auf die Dauer nicht verhindern, daß das Gift des Modernismus sich ausgebreitet hat. Unter dem Deckmantel einer erwünschten Erneuerung der Kirche wie Dietrich von Hildebrand es beschrieben hat (siehe Teil 1) –, begann man, sich immer mehr dem Geist dieser Welt anzupassen, was die Glaubenskrise zunehmend gefördert hat.

Es wurden Grundüberzeugungen der Katholiken in Frage gestellt und moralische Lehren kamen ins Schwanken. Viele Priester und Ordensleute haben nach dem Zweiten Vatikanum ihre Berufung aufgegeben. Vielerorts wollte man eine als “eng und ghettohaft” empfundene Vergangenheit abstreifen. Ein äußeres Zeichen dafür mag sein, daß es Ordensfrauen gab, die begannen sich weltlich zu kleiden und auch nicht wenige Priester meinten, ihre Priesterkleidung würde für den neuen Weg nach dem 2. Vatikanum nicht mehr passen. Welches Unverständnis einer geistlichen Berufung!

Zunehmend verlor man die Überzeugung, daß alle Menschen gerufen sind, Jesus Christus nachzufolgen und zur katholischen Kirche heimzukehren, und öffnete sich einem Pluralismus der Religionen, der später unter Franziskus sogar zu der irrigen »Erklärung von Abu Dhabi«5 führte. Der Ritus der Heiligen Messe wurde von Paul VI. verändert, um sie mehr den Protestanten anzupassen und den Gläubigen leichter verständlich zu machen und vieles mehr. Man erwartete optimistisch einen neuen Frühling für die Kirche und manche glaubten, daß er mit dem Zweiten Vatikanum gekommen sei.

Doch er kam nicht! Wenn sich auch neuere geistliche Gemeinschaften nach dem Konzil bildeten, die sich mit Eifer verschiedenen Formen der Evangelisierung widmeten, so war doch der Mangel an traditioneller Lehre und Verwurzelung in den bisherigen authentischen Wegen der Nachfolge Christi wahrzunehmen. Das führte dazu, sich in der Folge immer mehr an den »Ungeist des Konzils« anzupassen, der im Pontifikat von Franziskus einen vorläufigen Höhepunkt fand. Aus diesen Kreisen der neueren Gemeinschaften kam daher kaum ein erkennbarer Widerstand gegen die Kursverfehlungen der Hierarchie.

Aber auch die Klöster wurden von dem anderen Geist nicht verschont. Insofern sie fast alle den »Novus Ordo« übernahmen, verloren sie teilweise die tiefe Identitätsstiftung, die der tridentinische Ritus den Gläubigen und besonders den Ordensleuten über viele Jahrhunderte geschenkt hat. Ebenso ging es den Priestern und Gemeinden. Weil aber an einer so entscheidenden Stelle eine Schwächung eintrat, wurde auch die geistige Kraft gemindert, um gegen die subtilen Versuchungen durch den anderen Geist genügend gerüstet zu sein. Auch das asketische Leben wurde erheblich reduziert. Die Fastengebote wurden fast vollständig aufgehoben. Fast in jedem Bereich gab es Erleichterungen, sodaß der Weg der Nachfolge Christi immer weniger eine Herausforderung für die Gläubigen war und er sich auch in dieser Hinsicht an die Gepflogenheiten der Welt anpaßte. Statt einer vollmächtigen Verkündigung, die zur Umkehr und zur Heiligung des Lebens aufgefordert hätte, hörte man immer mehr Predigten, die eher einem Wellnesslebensgefühl” entsprechen und alle Menschen in die Gemeinschaft der Kirche rufen wollen, ohne daß sie ihr Leben in Einklang mit den Geboten Gottes und dem Ruf des Evangeliums bringen. Die “letzten Dinge” wurden kaum noch verkündet.

So gut wie alles sollte nun nach dem »Geist des Konzils« erneuert werden. Es ist, als ob sich unter der Dominanz des »Ungeistes« eine »andere Kirche« in die heilige Kirche eingeschlichen, die Führung übernommen und diese verfälscht und nachgeäfft hätte.

Der »andere Geist«

Man könnte diese Aufzählung sehr viel weiterführen. Mit dem Geist der Unterscheidung erkennt man, daß tatsächlich ein anderer Geist am Werk ist, der daran arbeitet, der Kirche unter dem Deckmantel der Erneuerung ihre geistigen Schönheit zu rauben, sie mit einer Art von »Diesseitskult« zu überziehen und sie so für seinen weiteren Einfluß gefügig zu machen. Es ist nicht schwer festzustellen, wer dieser Geist ist. Ohne Frage ist es Lucifer, der sich bis in die höchsten Ämter der Kirche Eingang verschafft hat. Wenn wir diese Dimension aus unserer Betrachtung der Krise auslassen und nur ihre verheerenden Auswirkungen beschreiben, erkennen wir weder die hinter allem stehende treibende geistige Kraft, welche die zunehmende Apostasie fördert, noch werden wir die geeigneten geistlichen Waffen zur Abwehr ergreifen.

In den Pontifikaten von Johannes Paul II. und Benedikt XVI. wurde der katholische Glaube in der Hierarchie noch bewahrt. Deshalb arbeitete der Geist mehr im Verborgenen, wenn er auch bereits in Akten des Ungehorsams und in Abirrungen deutlich wahrzunehmen war, die aber von der zuständigen verantwortlichen Hierarchie leider nicht genügend bekämpft wurden. Dietrich von Hildebrand beklagt die Lethargie der Wächter und schreibt: “Ich denke an die Bischöfe, die, wenn es sich um das Einschreiten gegen häretische Theologen oder Pfarrer handelt oder gegen eine blasphemische Verunstaltung des Kultus, keinerlei Gebrauch von ihrer Autorität machen.6

Doch durch die der Lehre treuen Päpste war es so, als ob der andere Geist wie noch in einer Flasche eingesperrt wäre. Das änderte sich mit der Wahl von Jorge Bergoglio aus Argentinien. Um in dem Bild zu bleiben: Die verschlossene Flasche wurde entkorkt und der andere Geist konnte nun fast völlig ungehindert wirken und bis in die höchste Position der katholischen Kirche – in das Papsttum – eindringen.

Nach einer längeren Beobachtungszeit des Weges von Franziskus kam ich mithilfe der Unterscheidung der Geister zu der Erkenntnis, daß bei Franziskus ein falsches Prophetentum wirksam wurde. Unter Anleitung und der Beeinflussung durch den anderen Geist, hat der Vorgänger von Leo XIV. die Kirche in ein Chaos gestürzt. Dabei erhielt er Unterstützung aus jenen Kreisen der Hierarchie, die schon länger an einer “anderen Kirche” arbeiteten. Er selbst schuf sich ein ihm dienstbares Umfeld, so daß es kaum nennenswerten Widerstand gab, die Kirche auf einen abseitigen Weg zu führen. Die passive Unterstützung durch ein schmerzhaftes und oft unverständliches Schweigen vieler Hirten tat ein Übriges, den Weinberg des Herrn zu verwüsten.

Fortsetzung des »falschen Prophetentums« unter Leo XIV?

War sich Kardinal Prevost bei seiner Wahl bewußt, daß das Pontifikat von Franziskus in eine falsche Richtung ging und grundsätzlich korrigiert werden muß ? Oder wird er dies noch mit der Amtsgnade erkennen können? Wäre er wohl bereit zu einer notwendigen Kurskorrektur, auch wenn dies angesichts der fast völlig entglittenen kirchlichen Lage eine Art Martyrium und möglicherweise den »Gang in die Wüste« bedeuten würde?

Kardinal Prevost hat bis zum Tod von Franziskus sehr eng mit ihm zusammengearbeitet. Offensichtlich steht er ganz hinter dem Kurs seines Vorgängers und will ihn weiterführen.

Die bereits erwähnte stärker wahrnehmbare Katholizität mit angenehmen Umgangsformen und mehr Bezug auf das Evangelium als zuvor, kann und soll man von jedem erwarten, der ein Papstamt innehat. Diese positive Änderung vermag aber manche Gläubige schon hoffen zu lassen, daß Leo derjenige ist, der das Steuer herumreißen wird. Entscheidend ist jedoch, ob die Kirche tatsächlich wieder auf den rechten Weg, von dem sie abgewichen ist, zurückkehrt und die Irrwege korrigiert, oder ob sie in der Fortsetzung des von Franziskus eingeschlagenen Wegs weiter in die Apostasie gerät. Ist Letzteres der Fall, dann wird sogar das katholischere Erscheinungsbild des neuen Pontifikats vom anderen Geist zur Täuschung mißbraucht.

Kommt keine eindeutige Korrektur seitens Leo XIV., dann setzt sich das »falsche Prophetentum« fort. Das ist umso gefährlicher, weil dann der Irrweg von Franziskus von seinem Nachfolger im Amt bestätigt und zementiert wird. So breitet sich das Gift falscher Lehre und Praxis weiter ungehindert aus, wird von höchster Stelle gefördert oder schweigend geschehen gelassen.

Das führt den Katholiken, der diesen Weg nicht mitgehen will, erneut vor eine existentielle Entscheidung, bzw. gilt es, diese zu aktualisieren. Arrangiert man sich mit dem neuen Pontifikat oder entzieht man sich jeder Kooperation mit einer apostatischen Kirche?

Ersteres bedeutet, sich im »Löwenkäfig« einzurichten und zu versuchen, nicht verschlungen zu werden. Auf Dauer wird es wohl sehr schwierig sein, sich einerseits der Ansteckung durch das kirchenfeindliche Gift zu entziehen, und sich andererseits dem Zugriff jener zu entziehen, die den neuen Weg der Kirche für den gültigen und gottgegebenen halten.

Die andere Möglichkeit ist, mit dem Herrn in die Wüste zu ziehen.

Kirche in der Wüste – Was ist damit gemeint?

Zunächst ist sehr deutlich zu machen, daß diese »Ecclesia in deserto« aus einer Notsituation hervorgeht, weil in der Institution der katholischen Kirche die Apostasie um sich greift. An vielen Orten kann der authentische katholische Glaube nicht mehr so gelebt werden, wie er überliefert ist und wie es noch vor einem Jahrhundert selbstverständlich war.

Bei der »Kirche in der Wüste« handelt es sich nicht etwa um eine neue Kirche, auch nicht um eine besondere Gemeinschaft, sondern sie besteht aus jenen Gläubigen, die nicht bereit sind, die Abirrungen der Hierarchie mitzutragen, weil sie damit in eine Komplizenschaft geraten würden. Sie wollen einfach dem Herrn und der Kirche treu bleiben.

Dazu gehört auch die klare Erkenntnis, daß eine Hierarchie, die nicht mehr den Weisungen des Herrn folgt und stattdessen aktiv oder passiv einen Irrweg unterstützt, ihre geistliche Autorität verloren hat. Deshalb kann es keinen Gehorsam ihr gegenüber geben. Ein solcher Gehorsam wäre widersinnig und würde die Gläubigen in den Irrweg hineinziehen. Dieser Punkt muß völlig geklärt sein: In einem solchen Fall ist Gott mehr zu gehorchen als den Menschen (Apg 5,29). Das ist umso wichtiger, da die bestehende kirchliche Autorität den Gehorsam als Mittel nutzen könnte, um die Gläubigen auf den falschen Weg zu verpflichten.

Persönliche Zufluchtsorte

Es gibt schon etliche Gläubige, welche die Verirrungen der Hierarchie wahrgenommen und auf verschiedene Weise ihre Konsequenzen gezogen haben. Sie halten am überlieferten katholischen Glauben fest, haben sich aber vom Gemeindeleben oder auch von Gemeinschaften zurückgezogen, die diese irrigen Wege nicht als solche erkennen und daher nicht deutlich zurückweisen. Sie suchen nach Möglichkeiten, an würdigen Heiligen Messen teilzunehmen, oft an der Heiligen Messe im tridentinischen Ritus. Manche ziehen es sogar vor, nur noch im Internet die Heilige Messe mitzufeiern, was eine sehr große Not aufzeigt.

Zufluchtsorte innerhalb der kirchlichen Strukturen

Vielleicht gibt es noch Zufluchtsorte innerhalb der kirchlichen Strukturen, die von dem in Gang gesetzten »Synodalen Prozess«, der ja in alle Pfarreien eindringen soll, noch nicht erreicht wurden. Sie können kleineren Gemeinschaften dienen. Das mag in manchen Ländern einfacher sein als in anderen. Doch ist es wohl nur eine Frage der Zeit, wie lange das noch möglich sein wird. Denken wir beispielsweise an kommunistische Verfolgungszeiten. Für die Gläubigen gab es kaum noch Ausweichmöglichkeiten. Sie hatten jedoch den großen Trost, mit dem Papst in Einheit zu stehen. Das ist vorerst nicht mehr der Fall, was für einen Katholiken schmerzhaft ist. So muß nun der Herr ihr alleiniger Trost sein!

Sollten sich die bereits begonnenen innerkirchlichen Verfolgungen intensivieren, dann wäre es für gläubige Katholiken sehr schwer, innerhalb der vorhandenen Strukturen noch sichere und lebendige Oasen zu bilden. Niemand weiß besser, wie sich Katholiken verhalten, wo sie sich treffen und was sie tun, als diejenigen, die selbst katholisch sind. Haben sich Letztere mit dem falschen Geist eingelassen, dann denken sie vielleicht sogar, Gott zu dienen, wenn sie Gläubige, die in ihren Augen Abweichler sind, aufspüren und der Obrigkeit melden. Jeder wird sich an entsprechende Stellen im Neuen Testament erinnern.

Zufluchtsorte außerhalb der gegenwärtigen kirchlichen Strukturen

Um den Gläubigen dabei zu helfen, den Schatz der Kirche zu bewahren und einen gezielten geistigen Widerstand gegen jene Kräfte zu leisten, die unsere heilige Kirche für ihre Ziele mißbrauchen wollen, müßten solche Oasen vollständig außerhalb der kirchlichen Struktur entstehen.

Hilfreich wären verborgenere Orte. Dies wäre ein wichtiger Dienst, denn solche Oasen könnten als Verbindungsplätze für andere Gläubige dienen, die sonst eher isoliert leben. Solche Zufluchtsorte können sich sowohl in Städten als auch in ländlichen Gemeinden bilden.

In der »Kirche in der Wüste« brauchen die Gläubigen die Betreuung durch Priester, die entweder schon aufgrund ihres Festhaltens an Lehre und Moral aus ihrem Amt enthoben wurden oder die aus klarer Überzeugung von sich aus dem irrigen, “offiziell” eingeschlagenen Weg nicht mehr folgen wollen. Dazu braucht es Mut und vor allem die feste Überzeugung, daß der Herr diese Schritte in der gegenwärtigen Notsituation so will. Das wäre ein wichtiger Dienst, damit die Gläubigen die Sakramente gültig empfangen können und auf vielerlei Weise gestärkt werden.

Es wäre eine Gnade, wenn der ein oder andere Bischof dies verstehen und die Erkenntnis gewinnen würde, wie sehr er der Kirche dient, wenn er sie in der Wüste betreut und nicht zum Handlanger eines Irrwegs wird. Die Gläubigen wären dankbar, denn damit würde auch sichtbar werden, daß nicht etwa die kirchliche Hierarchie, die ja ein Geschenk Gottes ist, in sich abgelehnt wird, sondern nur der gegenwärtige Mißbrauch des Amtes zum Schaden der Seelen. Gewiß ist das eine schwere Entscheidung! Denken wir jedoch beispielsweise an den heiligen Athanasius, der Verfolgung und Verbannung erlitt, weil er sich gegen die Gefahr der Ausbreitung des Arianismus zur Wehr setzte, dann gibt es Beispiele dafür, daß Gott mehr zu gehorchen ist als einer fehlgeleiteten religiösen Autorität. Und wie viel mehr noch als damals sind die heutige Kirchenleitung und somit auch die Gläubigen gefährdet, unter dem Einfluß eines antichristlichen Geistes weiter in die Verwirrung zu geraten!

In diesem Zusammenhang möchte ich den Dienst von Erzbischof Carlo Maria Viganò erwähnen, dessen prophetische Stimme vielen Gläubigen Trost und Orientierung schenkt. Zudem bemüht er sich einerseits, Priester und Ordensleute, die um des Glaubens willen verfolgt werden, zu stützen und sorgt andererseits für die Ausbildung glaubenstreuer Priester.

Ein Zufluchtsort von schon länger bestehenden Gruppierungen in der Wüste

Dazu gehört beispielsweise die Priesterbruderschaft Sankt Pius X. (FSSPX), deren Gründer (Erzbischof Marcel Lefebvre) den Weg der Kirche in Bezug auf die Veränderungen durch und nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil als unvereinbar mit dem katholischen Glauben betrachtete und entsprechende Maßnahmen ergriff.

Dann gibt es jene Gläubigen, die den Stuhl Petri seit längerer oder kürzerer Zeit als vakant ansehen oder die legitime Besetzung des Stuhles Petri bezweifeln (sogenannte Sedisvakantisten). Einige gehen bis zum Pontifikat von Pius XII. zurück und betrachten das Petrusamt nach dieser Zeit als nicht mehr gültig besetzt. Manche setzen den Zeitpunkt später. Andere glauben, daß Papst Benedikt XVI. der letzte gültige Papst war. Ich erwähne diese Gruppierungen der Vollständigkeit halber, kenne sie jedoch nur aus der Literatur.

Balta-Lelija und der Antichrist

Es geht jedoch nicht nur darum – so legitim und wichtig das ist –, sich dem Zugriff jener Autoritäten zu entziehen, die größtenteils selbst getäuscht sind, um den katholischen Glauben unverfälscht bewahren und praktizieren zu können. Aus der Einsicht, daß die gegenwärtige Hierarchie einen gefährlichen Irrweg eingeschlagen hat, muß sich ein geistlicher Widerstand bilden, denn die Kirche gehört dem Herrn. Auch die Gläubigen, die in diese Täuschungen hineingezogen werden, dürfen nicht vergessen werden.

Das Gebet, der Weg der Heiligkeit, das verborgene Opfer, die klare Verkündigung des Wortes Gottes – nicht in horizontale Ausschweifungen erstickt –, die Verteidigung der Lehre der Kirche ohne Kompromisse, das Festhalten am überlieferten Schatz der Kirche und nicht zuletzt die Feier würdiger Heiliger Messen, ohne Banalisierung oder gar Entsakralisierung, sind geistliche Waffen, die es einzusetzen gilt. So wird die Kirche in der aktiven Führung Gottes bleiben können.

Wenn nicht alles täuscht, dann ist das Herannahen eines oder gar des letzten Antichristen spürbar, der die Weltherrschaft ergreifen will, um das Königtum Christi zu pervertieren. Für eine bestimmte Zeit wird Gott es zulassen, daß dieser seine Herrschaft ausübt. Er wird sich der modernen Mittel bedienen, um möglichst alle Menschen erreichen zu können.

Eigentlich müßten eine lebendige Kirche mit einem im Glauben und in der Lehre treuen Papst und entsprechenden Bischöfen die Ersten sein, welche die Herde vor den Wölfen warnen, sie vorbereiten und stärken. Vor nicht allzu langer Zeit war es auch noch so. Da dies jetzt vonseiten der Kirchenleitung nicht mehr gegeben ist, sondern geistig sogar ein Zusammenwirken mit antichristlichen Mächten erkennbar wird, muß die »kleine Herde« in ihrem Herrn die Last der Verantwortung tragen.

Mögen doch viele erkennen, daß der Weg in die Wüste, auf die eine oder andere Art, in dieser Notzeit der angemessene Weg ist! Möge der Herr ihnen die Kraft schenken, daß sie bereit sind, eher Verfolgung und Ablehnung auf sich zu nehmen, anstatt mit Irrwegen zu kooperieren und den Herrn in irgendeiner Weise zu verleugnen!

Kontakt: ecclesiaindeserto@elijamission.net

2 Am 18. Mai 2025, nach der Heiligen Messe zu seiner Amtseinführung, sagte er: „Während der Messe habe ich stark die geistige Gegenwart von Papst Franziskus gespürt, der uns vom Himmel aus begleitet“ (https://www.vatican.va/content/leo-xiv/de/angelus/2025/documents/20250518-regina-caeli.html)

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3 -Am 22. Mai 2025 versetzte Leo die Ordensfrau Tiziana Merletti in den Rang einer Staatssekretärin in der Römischen Kurie befördert. Er machte die Ordensfrau zur Nummer zwei in der Ordensbehörde. Damit setzt der neue Papst die Personalpolitik seines Vorgängers Franziskus fort. – Sie hat bei mehreren Gelegenheiten vor “festgefahrenen Modellen” gewarnt, sich für “synodale Prozesse” ausgesprochen und in einem Interview vertreten, den “etablierten Rahmen” sprengen zu wollen (https://gloria.tv/post/iHSiKbvnczUV3Cp3N14aCRi14 -).

Am 23. Mai 2025 bestätigte Leo den Pfarrer der Kathedrale von St. Gallen, Beat Grögli, der die Frauenweihe unterstützt, als neuen Bischof von St. Gallen. Bei einer Pressekonferenz nach seiner Wahl bekräftigt er: “Das Frauenpriestertum wird kommen”. Grögli äußerte auch Unterstützung für homosexuelle “Segnungen” und forderte, dass die Kirche ihre Lehre über Ehe, Sexualmoral und Verhütung “anpassen” sollte (https://www.lifesitenews.com/news/pope-leo-xiv-confirms-priest-who-supports-womens-ordination-as-new-bishop-of-st-gallen-switzerland).

-Am 27. Mai 2025 ernannte Papst Leo Monsignore Renzo Pegoraro zum Präsidenten der Päpstlichen Akademie für das Leben ernannt. Im Jahr 2022 hatte Mons. Pegoraro erklärt, dass künstliche Empfängnisverhütung, die nach katholischer Lehre in sich schlecht ist, zulässig sein könnte. “Der Buchstabe des Gesetzes” könne sich ändern, “um seine Bedeutung zu vertiefen und die Werte zu fördern, um die es geht”, meinte er. Pegoraro vertritt, dass Euthanasie in gewissen Fällen das kleinere Übel sein kann (https://bigmodernism.substack.com/p/academy-for-death-pope-leo-appoints).

-Am 19. Juni 2025 ernannte Leo Bischof Shane Mackinlav als Erzbischof von Brisbane, Australien. Er tritt für die Ordination von Frauen zu Diakoninnen ein und bezeichnet das Dokument „Fiducia Supplicans als „einen bedeutenden Schritt nach vorn“. In seiner Kathedrale stellte er die obszöne Statue einer Hindu Gottheit auf (https://gloria.tv/post/oG6xqNqxaMcu3BwTMpVphe9zB).

4 Am 19. Mai 2025 lobte Papst Leo das Abu-Dhabi-Dokument und versprach „eine immer intensivere Synodalität im Ökumenismus“. “Ich beabsichtige, das Engagement von Papst Franziskus zur Förderung des synodalen Charakters der katholischen Kirche fortzusetzen und neue, konkrete Formen einer immer intensiveren Synodalität im ökumenischen Bereich zu entwickeln” (https://press.vatican.va/content/salastampa/it/bollettino/pubblico/2025/05/19/0326/00555.html#de)

5 Am 4. Februar 2019 unterzeichneten Papst Franziskus und Großimam Ahmed Al-Tayyeb gemeinsam in Abu Dhabi die „Erklärung zur menschlichen Brüderlichkeit“, in der es heißt: “Der Pluralismus und die Verschiedenheit der Religion, der Hautfarbe, des Geschlechts, der Rasse und der Sprache entsprechen dem weisen, göttlichen Willen, mit dem Gott die Menschen erschaffen hat” (https://www.vaticannews.va/de/papst/news/2019-02/papst-franziskus-abu-dhabi-gemeinsame-erklaerung-grossimam.html).

6 Von Hildebrand, D. (1973). Der verwüstete Weinberg. (Feldkirch: LINS-Verlag, 1973)